Stockentenweibchen investieren mehr in die Qualität ihrer Eier, wenn ihr Partner attraktiv ist: So passen sie den Aufwand für die Brutpflege an die Erfolgschancen ihres Geleges an, denn ein schöner Erpel verspricht durch sein gutes Erbgut gesunde Küken. Diesen Zusammenhang konnte ein internationales Forscherteam um Mathieu Giraudeau von der Arizona State University in Tempe belegen. Sie konnten zeigen, dass vor allem die Farbe des Schnabels der Erpel den Weibchen als Anhaltspunkt für ihre Einschätzung dient. Ein kraftvoll leuchtender Schnabel der Männchen beeinflusst dadurch die Größe der Eier positiv und hängt mit einer höheren Konzentration an Abwehrstoffen im Eiweiß zusammen.
Dem Schlüsselfaktor „Schnabelfarbe“ kamen die Forscher mit einer gezielten Karotinoid-Diät bei den Erpeln auf die Spur. Damit machten sie die Schnabelfarbe bei einigen Tieren künstlich intensiver. Die Grundlage für die schmückenden Farben bei den Stockenten der Gattung Anas platyrhynchos sind diese Karotinoide, natürliche Farbstoffe, die über die Nahrung aufgenommen werden und eine gelbe bis rötliche Färbung verursachen. Die Forscher untersuchten nun, welchen Einfluss die unterschiedliche Schnabelfärbung der Erpel auf die Qualität der Eier bei den Gelegen ihrer Partnerinnen hatte. Ergebnis: Je intensiver die Schnabelfarbe, desto größere Eier legten die Weibchen und auch die Konzentration an Abwehrstoffen im Eiweiß stieg an.
Karotinoide tragen auch zur Stärkung des Immunsystems bei. Erpel mit einer besonders kräftigen Schnabelfärbung tragen den Forschern zufolge auch die Veranlagung für ein gutes Immunsystem ? eine Eigenschaft, die sich die Entenweibchen für ihren Nachwuchs wünschen. Deshalb bevorzugen sie Erpel mit schönen Schnäbeln bei der Partnerwahl, so die Erklärung der Wissenschaftler.
Küken, die aus großen Eiern schlüpfen, sind schwerer und haben bessere Überlebenschancen in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen als ihre normalgewichtigen Altersgenossen. Auch die höhere Konzentration an Abwehrstoffen im Eiweiß ist ein Überlebensvorteil, da sie die Embryos vor Bakterienbefall schützt. Indem das Entenweibchen diese Prozesse steuert, beeinflusst es die Überlebenswahrscheinlichkeit der Nachkommen.
Mathieu Giraudeau (Arizona State University, Tempe) et al.: Proceedings of the Royal Society, Onlineveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2010.1115 dapd/wissenschaft.de ? Kristina Abels