Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Vererbte Selbstlosigkeit

Erde|Umwelt

Vererbte Selbstlosigkeit
Kümmert sich die Großmutter, die selbst keinen Nachwuchs mehr bekommen kann, um ihre Enkel, haben diese eine höhere Überlebenschance. Diese vor über 50 Jahren geborene Hypothese ist nun von englischen Forschern um Rufus Johnstone von der University of Cambridge anhand einer aufwendigen Modellrechnung bestätigt worden. Bei der Entwicklung einer Population aus mehren Gruppen erweist sich danach die Menopause als wertvolle Hilfe im Evolutionsprozess, um die Zukunft der Enkel abzusichern. Dass die altersbedingte Unfruchtbarkeit auch im Sozialverband bei Orcas und Pilotwalen auftritt, liegt ebenso in den am „Erhaltungstrieb“ beteiligten Genen.

„Die Menopause tritt nur bei Menschen, den Orcas und den Pilotwalen auf, bei allen anderen langlebigen Säugetieren bleiben die Weibchen ein Leben lang fruchtbar“, erklärt Co-Studienautor Michael Cant von der University of Exeter. Typischer Weise verlassen die geschlechtsreifen Männchen die Gruppe, die jungen Weibchen bleiben bei der Mutter. Seit über 50 Jahren wird als Begründung für die Menopause beim Menschen die Großmutter-Hypothese diskutiert, die durch die Verwandtenselektion unterstützt wird: Wird selbstloses Verhalten gezeigt ? wie die Hilfe bei der Aufzucht von Nachwuchs im Verwandtenkreis ?, so fördert dies die Weitergabe des eigenen Erbguts. Die Fitness im Selektionsprozess hängt schließlich von der Anzahl der Neugeborenen und deren Überlebenswahrscheinlichkeit ab.

Mit einer Modellrechnung haben nun die Wissenschaftler die Hypothese überprüft. Sie berechneten den genetischen Bestand einer Population über drei Generationen. Einbezogen wurden Parameter wie Abwanderung von jungen Gruppenmitgliedern, Wettbewerb unter den fortpflanzungsfähigen Individuen, Sterblichkeit der Erwachsenen oder auch die Zahl des Nachwuchses. Ergebnis: Verlassen junge Weibchen zur Familiengründung den Verband, so nimmt die Hilfsbereitschaft für den Nachwuchs der Tochtergeneration zu ? und somit die Überlebenschancen der Enkel.

„Obschon das Sozialverhalten von Orcas, Pilotwalen und Menschen sehr unterschiedlich ist, gibt es eine Verbindung: Ihre Sozialsysteme bringen die weiblichen Gruppenmitglieder dazu, dass sie mit zunehmendem Alter eine enge Beziehung zu der Verwandtschaft aufbauen“, berichtet Cant. Zwar verbleiben die weiblichen und männlichen Orcas und Pilotwale lebenslang in dem Familienverband, doch auch hier entwickeln die Weibchen nach Feldstudien mit zunehmendem Alter eine sehr enge Bindung an den gesamten Nachwuchs des Verbands, schreiben die Forscher.

Rufus Johnstone (University of Cambridge) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences, doi: 10.1098/rspb.2010.0988 ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

E–Mar|ke|ting  〈[i–] n.; – od. –s; unz.; IT; kurz für〉 Electronic Marketing

Mo|na|den|leh|re  〈f. 19; unz.; Philos.〉 die von Leibniz begründete Lehre, dass jedes Element der Wirklichkeit eine Monade sei u. als solche ein Spiegel des Universums

su|per|fi|zi|ell  〈Adj.; Med.〉 oberflächlich [<spätlat. superficialis; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige