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Hörnchen mit Familiensinn

Erde|Umwelt

Hörnchen mit Familiensinn
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Das Rothörnchen geht generell Artgenossen aus dem Weg, doch bei einem verwaisten Jungtier denkt das Hörnchen sozial: Waisenkind wird adoptiert, wenn es ein Geschwister ist oder von Bruder oder Schwester abstammt.
Mitglieder der Nagetierfamilie der Hörnchen gelten normalerweise als Einzelgänger mit ausgeprägtem Territorialverhalten. In einer Langzeit-Feldstudie haben kanadische Wissenschaftler jedoch beobachtet, wie das in Nordamerika lebende Gemeine Rothörnchen auch verwaiste Jungtiere aufziehen. Adoptionen sind im Tierreich sonst eher typisch für Arten, die in großen Rudelverbänden zusammenleben. Nächstenliebe und Altruismus der Hörnchen haben denn auch klare Grenzen: Angenommen werden ausschließlich verwaiste Jungtiere aus der direkten Verwandtschaft. Eine Adoption ist auch nur dann möglich, wenn die Mutter gestorben ist und ein nahe verwandtes Weibchen selbst gerade Junge aufzieht.

Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) sind Einzelgänger mit stark ausgeprägtem Revierverhalten ? und so auch die Rothörnchen (Tamiasciurus hudsonicus), ihre nordamerikanischen Verwandten: Selbst wenn Einzelterritorien sich gelegentlich überschneiden können, treten Interaktionen nur selten auf. Lediglich während der Paarungszeit sind Grenzüberschreitungen erlaubt. Während die Weibchen ihre Jungtiere aufziehen, verkleinern sie ihren Aktionsraum vorübergehend.

Wie die Studie schreiben der Wissenschaftler um Andrew McAdam von der University of Guelph nun zeigt, adoptieren Rothörnchen Jungtiere, die ihre Mutter verloren haben. ?Soziale Tiere wie Löwen oder Schimpansen leben oft im Familienverband. Deshalb ist es nicht überraschend, wenn ein Weibchen ein verwaistes Junges annimmt, weil sich die Tiere kennen und bereits viel Zeit miteinander verbracht haben?, erklärt McAdam. Das Phänomen der Adoption bei Rothörnchen werfe nun die Frage auf, warum ein Tier fremde Jungtiere adoptieren sollte, wenn es doch damit die Überlebenschancen des eigenen Nachwuchses schmälern könnte.

Über 20 Jahre hinweg haben die Wissenschaftler das Verhalten und die Reproduktionshäufigkeit von rund 7.000 Eichhörnchen in Yukon beobachtet. Insgesamt kam es dabei nur zu fünf Adoptionsfällen. Die Hörnchen adoptieren verwaiste Jungtiere nur dann, wenn die Waisen einen hohen Prozentsatz der Gene der Adoptiveltern in sich trügen, also Geschwister, Nichten, Neffen oder Enkel seien, berichtet McAdam. In diesen Fällen könne eine Aufnahme eine sinnvolle Strategie sein, um das eigene Erbgut weiterzugeben und das Fortbestehen der Familie zu sichern.

Bemerkenswert ist auch, wie die Rothörnchen ihre Verwandten aufspüren: Da sie sich normalerweise aus dem Weg gehen, erkennen sie ihre Familienmitglieder vor allem an unverwechselbaren Lautsignalen. Hören sie über längere Zeit keine vertrauten Rufe mehr, begeben sie sich auf die Suche. „Wenn Rothörnchen in ihrem Revier verlassene Jungtiere finden, erinnern sie sich vermutlich, dass ihr Nachbar ein Verwandter war und nehmen die Kleinen dann mit in ihr Nest“, erklärt McAdam. Das wäre für Nagetiere ein bemerkenswert intelligentes Verhalten.

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Andrew McAdam (University of Guelph, Ontario) et al.: Nature Communications, doi/10.1038/ncomms1022 ddp/wissenschaft.de ? Gunnar Henze
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