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Wertvolle Wühlarbeit

Erde|Umwelt

Wertvolle Wühlarbeit
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Ein Termitensoldat inspiziert die Pilzkammern mit den Nahrungsvorräten: Die unterirdischen Nester erreichen einen Durchmesser von bis zu 30 Metern und beeinflussen das Ökosystem der afrikanischen Savanne. Foto: Robert M. Pringle
Termitenhügel sind der Schlüssel für ein funktionierendes Ökosystem. US-Wissenschaftler haben die Flora und Fauna der kenianischen Steppe in der Nähe der Hügel untersucht und dabei entdeckt, dass die Insekten das Erdreich in unmittelbarer Nähe ihrer Bauwerke nachhaltig verändern. Die bessere Wasserdurchlässigkeit und die erhöhte Nährstoffzufuhr bieten idealen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Die regelmäßige Anordnung der Hügel und die Verteilung über die Steppe hat einen enormen Einfluss auf ein ganzes Ökosystem.

Die afrikanische Steppe verbinden die meisten Menschen sofort mit majestätischen Tieren wie wilden Löwen, riesigen Elefanten oder hoch aufragenden Giraffen. Doch der wahre König der Savanne ist eher klein und bescheiden: die Termite. Die staatenbildenden Insekten haben einen wichtigen Einfluss auf das Ökosystem des weitläufigen Graslands. Die Termitenhügel werden als oberirdischer Teil des Baus bis zu zehn Meter hoch und der unterirdische Bau erreicht Durchmesser von bis zu 30 Metern. In jedem Hügel wimmelt es von Millionen von Termiten und die Gebilde werden über mehrere Jahrhunderte hinweg von ihren Bewohnern errichtet.

Robert Pringle von der Harvard University und seine Kollegen beschäftigten sich ursprünglich mit dem kenianischen Zwerggecko, als die Termitenhügel ihre Aufmerksamkeit erregten. Den Forscher fiel auf, dass besonders viele der kleinen Eidechsen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bauwerken lebten. Doch das war noch nicht alles: Pflanzen wuchsen schneller in deren Nähe und Tierpopulationen waren merklich seltener, je mehr sie von den Termitenbauten entfernt waren. Satellitenaufnahmen bestätigten die Beobachtungen: Jeder Termitenhügel war das Zentrum einer grünen Oase, die vor pflanzlichem und tierischen Leben sprudelte. Darüber hinaus waren die Hügel auf einzigartige Weise in der Landschaft angeordnet: Die gleichmäßige, schachbrettartige Verteilung über ein großes Gebiet sorgt für eine maximale Produktivität des Ökosystems, berichten die Wissenschaftler.

Doch wie nehmen die Termiten Einfluss auf ein Ökosystem? Pringle vermutet, dass die Insekten grobe Partikel in das sonst so feinkörnige Erdreich einbringen. Dadurch werde die Durchwässerung des Bodens gefördert, was zu einem erhöhten Nährstoffgehalt rund um die Hügel führt. Die Wissenschafter konnten ein erhöhtes Vorkommen von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor rund um die Hügel nachweisen. Diese Umbildung des Erdbodens formt das komplette Ökosystem bis weit jenseits der unmittelbaren Nachbarschaft der eigentümlichen Bauten. Zukünftige Studien sollen nun nachweisen, auf welche Weise die Termiten ihre Hügel so perfekt aufeinander abgestimmt errichten. Nach Meinung der Wissenschaftler wirft ihre Studie aber auch grundlegende ökologische Fragen auf: „Termiten werden meist als Schädlinge and Bedrohung für die Landwirtschaft gesehen. Doch die Produktivität wilder oder von Menschen dominierter Lebensräume ist möglicherweise enger mit solchen Organismen verknüpft als bisher angenommen“, erklärt Pringle.

Robert Pringle (Harvard University, Cambridge) et al.: PLoS Biology, doi: 10.1371/journal.pbio.1000377 ddp/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
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