Die Forscher benutzten für ihre Untersuchung die Modellpflanze Arabidopsis thaliana oder Ackerschmalwand. Wie alle Pflanzen enthält diese in ihren Zellkernen bestimmte Eiweiße, die so genannten Histon-Proteine, die für die Verpackung der DNA zuständig sind. Diese verschnüren die Erbsubstanz zu einer Art dicht gepacktem Fadenknäuel, das auch als Nukleosom bezeichnet wird. Das Forscherteam entdeckte nun, dass ein Histon-Protein namens H2A.Z bei steigenden Temperaturen dafür sorgt, dass das DNA-Knäuel sich aufschnürt und die DNA-Fäden sich auflockern. Wie dieser Vorgang auf die Gene einwirkt, ist den Forschern bisher nicht bekannt. Wigge vermutet jedoch, dass durch die veränderte DNA-Struktur bestimmte Enzyme an definierten Stellen andocken können. Diese Enzyme sorgen dann dafür, dass ein bestimmtes Gen aktiviert oder aber ausgeschaltet wird.
In jedem Fall gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Erkenntnisse von großer Bedeutung sind, um die Ernährung der Weltbevölkerung abzusichern. ?Der Bedarf an Nahrungsmitteln wird Schätzungen zufolge in den nächsten hundert Jahren um 70 bis 100 Prozent ansteigen?, erklärt Wigge. Dazu werde es aufgrund des Klimawandels schwierig sein, gegenwärtige Ernteerträge beizubehalten. Wenn nun die Reaktion von Pflanzen auf den Klimawandel besser verstanden wird, lassen sich Nutzpflanzen züchten, die auch steigenden Temperaturen standhalten. ?Insbesondere Getreidepflanzen wie der Weizen reagieren sehr empfindlich auf heiße und trockene Sommer?, erläutert Wigge. In weiteren Studien wollen die Forscher daher die Rolle von H2A.Z bei einer Modellpflanze untersuchen, die herkömmlichen Getreidearten ähnelt.