Amerikanische Forscher haben aus einem einzigen Molekül ein winziges Auto gebaut, das sogar einen Motor besitzt: Das nur vier Millionstel Millimeter große Vehikel ist mit einem ebenfalls winzigen Schaufelrad ausgestattet, das beim Bestrahlen mit Licht eine Umdrehung macht und das Nano-Auto so fortbewegt. In einer Flüssigkeit konnten die Wissenschaftler das Molekülfahrzeug bereits auf Touren bringen. Nun müssen sie nur noch zeigen, dass der Wagen auch auf einer festen Oberfläche fährt.
Das gesamte Fahrzeug ist ein einziges Molekül. Es besteht aus exakt 169 Atomen, erklärt James Tour von der Rice-Universität in Houston gegenüber der Nachrichtenagentur ddp. Fünf aneinander gereihte Ringstrukturen bilden das Chassis. Am ersten und letzten Ring sind die Achsen in Form von frei drehbaren Kohlenstoffverbindungen, so genannten Alkinen, angebracht. Jede Achse trägt ein Rad in Form einer winzigen, vielflächigen Struktur aus Kohlenstoff- und Boratomen. Seitlich ans Chassis haben Tour und seine Kollegen eine Molekülgruppe angeflanscht, die sich bei Anregung durch einen ultravioletten Lichtpuls in eine festgelegte Richtung dreht. In der Drehbewegung soll diese Molekülgruppe über die Oberfläche schrammen und durch Reibung den Wagen einen Schritt voranbringen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Tour das erste Nano-Auto aus einem einzigen Molekül präsentiert ¬ allerdings noch ohne Motorisierung. Schon damals galt die Entwicklung als wichtiger Schritt beim Versuch, kleinste Gebilde aus einzelnen Atomen für die Nanotechnologie zusammenzusetzen. Das neue Auto könnte in Zukunft beispielsweise als Transportvehikel für Nanobauteile fungieren, glauben die Forscher. Die Fahrzeuge sind so klein, dass auf dem Durchmesser eines menschlichen Haares rund 20.000 von ihnen nebeneinander parken könnten.
James Tour ( Rice-Universität, Houston) et al.: Organic Letters, Bd. 8, S. 1713 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer