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Die Geografie der Gene

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Die Geografie der Gene
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Die Auftragung der Genomvariationen ergab eine Struktur, die stark der Europakarte ähnelte.
Die Gene eines Menschen spiegeln seine geografische Herkunft bis auf wenige hundert Kilometer genau wider. Das haben US-amerikanische Forscher bei einer Analyse der genetischen Fingerabdrücke und der Herkunftsorte von mehr als 3.000 Europäern entdeckt. Demnach existiert eine überraschend enge Verbindung zwischen geografischer Nähe und Anzahl der Unterschiede im Genom: Je näher die Abstammungsorte beieinander lagen, desto stärker ähnelten sich auch die Gene. Der Zusammenhang war so eindeutig, dass eine grafische Darstellung der Daten eine frappierende Ähnlichkeit mit der Europakarte aufweist. Der geografische Einfluss müsse daher dringend bei der Suche nach krankmachenden Genveränderungen berücksichtigt werden, schreiben John Novembre von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und seine Kollegen.

Mehr als 500.000 Ausschnitte aus dem Erbgut von 3.192 Europäern nahmen die Forscher unter die Lupe. Sie interessierten sich dabei vor allem für sogenannte Single Nucleotid Polymorphismen (SNPs), einzelne ausgetauschte DNA-Bausteine, die einen Großteil der Variationen im menschlichen Genom ausmachen. Zusätzlich registrierten die Wissenschaftler die Herkunft der Großeltern oder, wenn diese Information nicht verfügbar war, den Geburtsort der Probanden. Ausgeschlossen wurden diejenigen, bei denen die Vorfahren aus unterschiedlichen Gegenden oder aus Ländern außerhalb Europas stammten, so dass im Endeffekt die Daten von knapp 200.000 Erbgutstücken von 1.387 Probanden erfasst waren.

Mit diesen Werten führten Novembre und seine Kollegen eine sogenannte Hauptkomponentenanalyse durch ? eine Methode, mit der komplexe Daten zusammengefasst, strukturiert und veranschaulicht werden können. Als sie dem Computer dann befahlen, die Daten mit Hilfe von zwei Achsen darzustellen, erhielten sie die europaähnliche Abbildung. Sichtbar waren darauf beispielsweise Strukturen wie Italien, die Iberische Halbinsel, Zypern und die Türkei. In manchen Fällen sei die genetische Auflösung sogar besser gewesen als die verfügbaren geografischen Daten, erklären die Forscher. So habe man deutlich die Unterschiede zwischen den deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Gruppen in der Schweiz erkennen können und zudem eine kleine Häufung an Daten, die sozusagen südwestlich des italienischen Festlandes lagen ? möglicherweise die einer Bevölkerungsgruppe, die von Sizilien stammt.

„Das ist aufregend und verblüffend“, kommentiert Studienleiter Novembre gegenüber wissenschaft.de. Offenbar bestehe das Hauptmuster der genetischen Daten darin, dass Individuen, die geografisch nah beieinander liegen, sich auch genetisch ähneln. Die sinnvollste Methode, dieses Muster darzustellen, sei daher die Anordnung der Individuen anhand ihrer räumlichen Beziehung, und genau das erzeuge die Karte. Besonders überraschend sei, dass das sogar bei den genetisch insgesamt sehr ähnlichen Europäern funktioniert habe.

John Novembre (Universität von Kalifornien in Los Angeles) et al.: Nature, Onlinevorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nature07331 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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