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Doppelt kritisch veranlagt

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Doppelt kritisch veranlagt
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Credit: Thinkstock
Ohne geht’s nicht mehr und ich kann auch nicht anders! – Manche Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens fatale Abhängigkeiten und Zwangsstörungen. Besonders Alkoholsucht und Essstörungen machen vielen Menschen das Leben schwer. Ungünstigerweise gehen diese beiden Übel auch noch oft Hand in Hand, wie die Praxiserfahrung bereits gezeigt hat. Eine aktuelle Studie belegt diesen Zusammenhang nun statistisch und zeigt zudem, dass er offenbar auf eine gemeinsame genetische Wurzel zurückzuführen ist, die im Erbgut der Betroffenen verankert ist.

Die Forscher um Melissa Munn-Chernoff von der Washington University School of Medicine in St. Louis haben für ihre Studie die Daten einer Befragung von 6.000 australischen Zwillingen ausgewertet. Sie enthielten unter anderem Informationen über Alkoholprobleme und Essstörungen, wie beispielsweise Magersucht, Ess-Brech-Sucht und das sogenannte Binge Eating, bei dem die Betroffenen zu unkontrollierten Fressattacken neigen.

 

Bei den Befragten handelte es sich sowohl um eineiige als auch zweieiige Zwillingspaare. Letztere entstehen, wenn im Körper einer Frau gleichzeitig zwei reife Eizellen vorlagen, die dann jeweils von zwei unterschiedlichen Samenzellen befruchtet wurden. Es handelt sich also um ganz normale Geschwister, die sich genetisch unterscheiden. Dagegen gehen eineiige Zwillingen aus einer einzigen befruchteten Eizelle hervor, deshalb tragen sie identisches Erbgut und gleichen sich. Durch den Vergleich der Befragungsergebnisse beider Zwillingskategorien konnten die Forscher Rückschlüsse darauf ziehen, inwieweit der Zusammenhang zwischen Essstörungen und Alkoholproblemen genetisch verankert ist, oder ob er eher auf das Umfeld zurückzuführen ist, in dem ein Mensch aufwächst.

 

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Eineiige Zwillinge haben oft das gleiche Doppel-Problem

 

Die Auswertungen ergaben, dass insgesamt fast 25 Prozent der Männer und 6 Prozent der Frauen irgendwann in ihrem Leben ein Alkoholproblem gehabt hatten. Etwa 11 Prozent dieser Männer und 13 Prozent der Frauen berichteten zusätzlich über Essstörungen. Dies belegt nach Ansicht der Forscher den deutlichen Zusammenhang dieser beiden Problematiken bei beiden Geschlechtern. Die zusätzliche Berücksichtigung des Faktors „eineiig“ beziehungsweise „zweieiig“ dokumentierte zudem, dass es sich dabei um eine Veranlagungssache handelt: Ist ein Zwilling von Essstörungen und Alkoholproblemen betroffen, ist die Wahrscheinlichkeit dass sein eineiiger Partner ebenfalls darunter leidet , höher als bei zweieiigen Zwillingen. Demnach gibt es einen gemeinsamen genetischen Hintergrund beider Neigungen, schlussfolgern die Wissenschaftler. Welche Erbanlagen genau dafür verantwortlich sind, bleibt aber weiterhin offen.

 

Die Forscher hoffen durch ihre Ergebnisse das Bewusstsein bei Ärzten und Therapeuten dafür wecken zu können, dass Alkoholprobleme und Essstörungen häufig gemeinsam auftreten. „Wenn jemand sich wegen seiner Essstörung behandeln lassen will, wird er in der Regel nicht nach Alkoholproblemen befragt. Und wer Hilfe wegen seines Alkoholproblems sucht, wird wiederum nicht nach möglichen Essstörungen gefragt. „Wenn Behandlungs-Zentren, dies tun würden, könnten vielleicht gleich beide Probleme gleichzeitig behandelt werden – das wäre eine große Hilfe“, sagt Melissa Munn-Chernoff.

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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