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Ab auf die Insel

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Ab auf die Insel
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Ein Bahama-Anoli aus Florida. Bild: Lanara/fr.wikipedia
Einem internationalen Forscherteam ist es erstmals gelungen, den sogenannten Gründereffekt unter natürlichen Bedingungen nachzuweisen: Sie setzten Anolis ? leguanartige Echsen ? auf unbewohnten Inseln aus und beobachteten, wie sich die Tiere entwickelten.

Bislang wurden solche Untersuchungen meist im Labor durchgeführt. Doch das Team um Jason Kolbe von der Harvard University in Cambridge konnte nun erstmals die Entwicklung einer Art in einem neuen, natürlichen Lebensraum genau verfolgen: Sie sammelten Bahama-Anolis ( Anolis sagrei) auf einer der nördlichen Inseln der Bahamas nahe Great Abaco und setzten auf sieben kleinen Inseln jeweils ein einzelnes Paar wieder aus. Das Besondere dabei: Die neue Heimat der knapp 20 Zentimeter langen Echsen war zuvor von einem Hurrikan zerstört worden, so dass sich die Tiere ohne den Einfluss direkter Konkurrenten entwickeln konnten.

Im Vergleich zu ihrer ursprünglichen, bewaldeten Heimat fanden die Anolis auf den neuen Inseln eine eher buschige Vegetation vor. Da die Tiere sich auf den dünneren Ästen des Buschwerks auf kurzen Hinterbeinen besser fortbewegen können, erwarteten die Wissenschaftler, dass sich bei allen sieben Populationen die Länge der Beine mit der Zeit an diese neuen Gegebenheiten anpassen würde. Aus diesem Grund protokollierten Kolbe und sein Team in regelmäßigen Abständen die Beinlänge der Reptilien. Zudem entnahmen sie jeweils DNA-Proben.

Innerhalb der ersten beiden Jahre vermehrten sich die sieben Populationen im Durchschnitt um etwa das 13-Fache. Die ersten auf den neuen Inseln geborenen Generationen unterschieden sich dabei deutlich sowohl voneinander als auch von der ursprünglichen Population, entdeckten die Forscher: Ihre Beinlänge variierte von Insel zu Insel recht stark, ohne dass ein Zusammenhang mit der Vegetation zu finden gewesen wäre. Tatsächlich hatte die neue Umgebung hier noch keinen Einfluss ausgeübt, erläutert Kolbe. Es handele sich hierbei vielmehr um ein typisches Beispiel des sogenannten Founder Effects oder Gründereffekts: Da lediglich zwei Individuen die neue Population begründen, ist die genetische Vielfalt im Vergleich zur ursprünglichen Gruppe in dieser Population stark reduziert ? schließlich können nur die Gene weitergegeben werden, die die beiden Gründertiere besitzen. Hat es nun zufällig eine Echse mit überdurchschnittlich langen Beinen auf die Insel verschlagen, werden die Folgegenerationen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ebenfalls längere Beine haben als die Tiere der ursprünglichen Gruppe.

Auch später, als die natürliche Selektion das Aussehen der Tiere zu beeinflussen begann, blieben die Folgen des Gründereffekts sichtbar: ?In den folgenden Jahren wurden die Beine aller Echsen auf allen sieben Inseln kürzer. Aber diejenigen, die vorher die längsten Beine hatten, hatten auch danach noch die längsten?, erzählt Kolbe von seinen Beobachtungen. Das bedeute, dass sowohl der Gründereffekt als auch die natürliche Selektion zu genetischen und morphologischen Unterschieden führt. ?Wir wussten bislang nicht, dass diese beiden Faktoren miteinander agieren, dass also die Unterschiede, die durch den Founder-Effekt entstehen, auch bestehen bleiben, wenn sich die Art an die neuen Bedingungen anpasst.? Als nächstes wollen die Wissenschaftler untersuchen, wie lange der Gründereffekt anhält, bevor andere Faktoren die Veränderung der Art maßgeblich bestimmen.

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Jason Kolbe (Harvard University, Cambridge) et al.: Science, doi: 10.1126/science.1209566 © wissenschaft.de ? Marion Martin
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