Ein solches Selektionsprinzip gilt zwar auch für die menschliche Evolution, erklären die Forscher. Doch läuft diese Selektion beim Menschen viel zu langsam ab, als dass sich damit die genetischen Unterschiede zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft erklären ließen. So hat es bei den vielen Genen 50.000 bis 100.000 Jahre gedauert, bis sich neue Varianten allein über natürliche Selektion in der gesamten menschlichen Population verbreiteten, ergab die Analyse der Forscher. Ein Grund für diesen geringen Selektionseffekt könnte in der hohen Anpassungsfähigkeit des Menschen an sich verändernde Umweltbedingungen liegen: So hat der Mensch gelernt, in so extremen Umgebungen wie den afrikanischen Wüsten, im Regenwald am Amazonas oder in den Eisregionen am Nordpolarmeer zu überleben.
Einen viel größeren Effekt auf die Ausbreitung neuer Genvarianten als die natürliche Selektion hatten die Wanderungsbewegungen, die es in der Menschheitsgeschichte seit vielen Jahrzehntausenden immer wieder gegeben hat, schließen die Forscher aus ihren Analysen. Die Selektion an sich war nicht stark genug, um eine feine Anpassung der menschlichen Populationen an die jeweiligen lokalen Umweltbedingungen zu bewirken, erklärt Jonathan Pritchard, einer der beteiligen Forscher. Die Ausbreitung neuer genetischer Merkmale folgte vielmehr den Strömen von Aus- und Einwanderern, die neue Siedlungsgebiete erschlossen und sich mit anderen Menschengruppen und Volksstämmen vermischten.