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Exodus mischte die Gene

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Exodus mischte die Gene
Die genetischen Unterschiede bei modernen Menschen sind kein alleiniges Produkt des evolutionären Selektionsdrucks, bei dem der Stärkere oder Gesündere gegen den Schwächeren durchsetzt. Viel stärker haben die in der Menschheitsgeschichte häufigen Wanderungsbewegungen die Variationen im genetischen Code von Menschen unterschiedlicher Herkunft geprägt, haben Forscher um Graham Coop und Joseph Pickrell von der Universität von Chicago gezeigt.

Mutation und Selektion sind als die treibenden Mechanismen in der Evolution bekannt. Sie lassen neue genetische Varianten entstehen und sorgen dafür, dass sich diese im Genpool der jeweiligen Art ausbreiten: Wird beispielsweise die Nahrung knapp, so haben die Individuen einen Überlebensvorteil, die aufgrund ihrer Gene in der Lage sind, Hungerperioden besser zu überstehen. Sie pflanzen sich daher eher fort, wodurch sich das jeweilige genetische Merkmal allmählich ausbreitet.

Ein solches Selektionsprinzip gilt zwar auch für die menschliche Evolution, erklären die Forscher. Doch läuft diese Selektion beim Menschen viel zu langsam ab, als dass sich damit die genetischen Unterschiede zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft erklären ließen. So hat es bei den vielen Genen 50.000 bis 100.000 Jahre gedauert, bis sich neue Varianten allein über natürliche Selektion in der gesamten menschlichen Population verbreiteten, ergab die Analyse der Forscher. Ein Grund für diesen geringen Selektionseffekt könnte in der hohen Anpassungsfähigkeit des Menschen an sich verändernde Umweltbedingungen liegen: So hat der Mensch gelernt, in so extremen Umgebungen wie den afrikanischen Wüsten, im Regenwald am Amazonas oder in den Eisregionen am Nordpolarmeer zu überleben.

Einen viel größeren Effekt auf die Ausbreitung neuer Genvarianten als die natürliche Selektion hatten die Wanderungsbewegungen, die es in der Menschheitsgeschichte seit vielen Jahrzehntausenden immer wieder gegeben hat, schließen die Forscher aus ihren Analysen. Die Selektion an sich war nicht stark genug, um eine feine Anpassung der menschlichen Populationen an die jeweiligen lokalen Umweltbedingungen zu bewirken, erklärt Jonathan Pritchard, einer der beteiligen Forscher. Die Ausbreitung neuer genetischer Merkmale folgte vielmehr den Strömen von Aus- und Einwanderern, die neue Siedlungsgebiete erschlossen und sich mit anderen Menschengruppen und Volksstämmen vermischten.

Graham Coop (Universität von Chicago) et al.: PLOS Genetics, doi:10.1371/journal.pgen.1000500 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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