Muskeln erholen sich wesentlich schneller von Belastung, wenn ein Sportler nach dem Training fünf bis sechs Tassen Kaffee trinkt. Das haben australische Forscher nun in einem Experiment nachgewiesen. Die Wissenschaftler um John Hawley vom Royal Melbourne Institute of Technology in Bundoora untersuchten dazu den Einfluss von Koffein auf die muskuläre Energiequelle, das sogenannte Glykogen. Dieser Vielfachzucker ist entscheidend für das Funktionieren von Muskeln und wird im Körper ständig neu gebildet. Die Ergebnisse der Forscher waren eindeutig: Die Neubildung von Glykogen in den Muskeln verläuft unter dem Einfluss von Koffein um rund 66 Prozent schneller.
Für ihre Versuche wählten die australischen Wissenschaftler sieben gut trainierte Radsportler aus. Die Probanden mussten auf einem Trainingsrad bis zur Erschöpfung fahren und bekamen anschließend eine Mahlzeit mit wenig
Kohlenhydraten. Für die Neubildung von Glykogen benötigt der Körper aber Kohlenhydrate ? die Energiespeicher der Sportler waren also vor dem eigentlichen Versuch geleert.
Am nächsten Tag mussten die Teilnehmer dann erneut bis zur Erschöpfung trainieren, bekamen nach dem Training aber ein Getränk mit Kohlenhydraten. Bei einigen Sportlern war dieses Getränk zusätzlich mit Koffein versetzt. Die Menge entsprach rund fünf bis sechs Tassen starken Kaffees. Eine Stunde nach dem Training fanden Hawley und seine Kollegen keine nennenswerten Unterschiede im Glykogenspiegel der Sportler. Vier Stunden nach dem Training präsentierte sich jedoch ein anderes Bild: Die Probanden, die zusätzlich Koffein erhalten hatten, wiesen deutlich mehr Glykogen im Blut auf. Auch der Blutzucker und der Insulinspiegel waren bei dieser Gruppe deutlich höher.
Hawley und seine Kollegen gehen davon aus, dass die Aktivität von wichtigen Signalenzymen durch das Koffein angeregt wird. Manchen Versuchsteilnehmern bereitete allerdings die anregende Wirkung des Koffeins Probleme – einige Sportler klagten während des Experiments über Schlafstörungen. Die australischen Wissenschaftler wollen daher in weiteren Versuchen erforschen, ob Koffein bereits in geringerer Dosierung seine regenerative Wirkung entfaltet.
Quelle: John Hawley (Royal Melbourne Institute of Technology in Bundoora) et al.: Journal of Applied Physiology, doi:10.1152/japplphysiol.01121.2007 ddp/wissenschaft.de – Markus Zens