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Infektions-Gefahr aus dem Katzenkot

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Infektions-Gefahr aus dem Katzenkot
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Katzen können mit ihrem Kot den Erreger der Toxoplasmose übertragen (Thinkstock)
Katzen als Haustiere erfreuen sich steigender Beliebtheit. Ihre Zahl nimmt in Europa, aber auch in den USA stetig zu. Das aber bringt auch Probleme mit sich – denn die samtpfotigen Mäusejäger produzieren auch große Mengen Kot. Allein in den USA hinterlassen freilaufende und verwilderte Hauskatzen geschätzte 1,2 Millionen Tonnen Kot in Parks, Gärten und auch in den Sandkästen von Kinderspielplätzen. Schon seit längerem ist bekannt, dass der Kontakt mit diesem Kot den Erreger der Toxoplasmose übertragen kann, einer Krankheit, die für Schwangere und Menschen für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gravierende Folgen haben kann. US-Forscher haben jetzt das Risiko für eine solche Ansteckung durch Kotreste in der Umwelt genauer untersucht – mit besorgniserregenden Ergebnissen.

Infiziert sich ein Mensch mit Toxoplasmose, hat dies in 90 Prozent der Fälle keine spürbaren Folgen. Die Erkrankung löst keine Symptome aus, das Immunsystem bildet Antikörper gegen den einzelligen Erreger der Krankheit aus und bekämpft ihn effektiv. Hat man einmal eine solche Infektion hinter sich, sorgen die Antikörper dafür, dass eine erneute Ansteckung verhindert wird. Deutlich schwerwiegender sind die Folgen allerdings, wenn sich schwangere Frauen zum ersten Mal infizieren: Das Ungeborene kann erhebliche Schäden davontragen und mit geistigen und körperlichen Behinderungen geboren werden. Auch für Menschen mit einer Immunschwäche, beispielsweise HIV-Infizierte ist eine Infektion mit Toxoplasmose gefährlich, sie kann schwere neurologische Schäden auslösen. Für diese Menschen ist es daher wichtig, mögliche Ansteckungsquellen zu vermeiden.

Die Hauptwirte des Toxoplasmose-Erregers Toxoplasma gondii sind Katzen. Nur in ihrem Körper kann sich der winzige Parasit sexuell fortpflanzen. Er bildet dabei spezielle Sporen, die sogenannten Oocysten, die mit dem Kot der Katze ausgeschieden werden und so in die Umwelt gelangen. An jedem beliebigen Zeitpunkt scheide rund ein Prozent aller Katzen diese Sporen aus – und das mit einer Rate von 55 Millionen Oocysten pro Tag, erklären E. Fuller Torrey vom Stanley Medical Research Institute in Chevy Chase und Robert Yolken von der Johns Hopkins University in Baltimore. Kommen andere Tiere wie Mäuse, Vögel, Hunde oder auch der Mensch mit diesen Sporen in Kontakt, können sie sich ebenfalls anstecken. „Das kann beim Reinigen des Katzenklos geschehen, beim Gärtnern, beim Spielen im Sandkasten, dem Trinken verunreinigten Wassers oder dem Essen von ungewaschenem Obst oder Gemüse aus dem Garten“, so die Forscher.

Sporen bleiben in Wasser und Boden jahrelang infektiös

In ihrer Studie haben Torrey und Yolken ausgewertet, wie hoch das Risiko für Menschen ist, sich über solche Quellen anzustecken. Analysen von Bodenproben aus Gärten, Parks und Sandkästen verschiedener Länder ergaben, dass pro Quadratfuß – das entspricht einer Fläche von 30 mal 30 Zentimetern – zwischen drei und 434 Toxoplasma-Oocysten zu finden sind. Schon eine einzige dieser nicht mit bloßem Auge sichtbaren Sporen reiche aus, um eine Infektion auszulösen, wenn sie in Lunge oder Darm gelange, erklären die Forscher. Hinzu kommt, dass diese Sporen extrem langlebig sind und auch extrem Umweltbedingungen problemlos überdauern. So erwiesen sich Toxoplasma-Sporen bei Laborexperimenten auch nach 18 Monaten im Boden noch als lebensfähig. Oocysten, die in vier Grad kaltem Süß- oder Salzwasser aufbewahrt wurden, blieben sogar noch mehr als vier Jahre infektionsfähig.

Hinzu komme, dass sich Hinweise darauf mehren, dass auch eine scheinbar symptomlos ablaufende Infektion schleichende Spätfolgen verursachen kann, berichten die Wissenschaftler. So deuten Studien darauf hin, dass Menschen mit Antikörpern gegen Toxoplasmose im Blut häufiger an Schizophrenie und rheumatoider Arthritis erkranken. Auch Lerneinbußen und Verhaltensänderungen bei latent infizierten Kindern wurden berichtet. „Die Akkumulation von Toxoplasma gondii Oocysten in Katzenkot könnte ein weitaus größeres Gesundheitsproblem darstellen, als wir glauben“, konstatieren Torrey und Yolken. Man müsse davon ausgehen, dass Kinderspielplätze und im Besonderen Sandkästen hochinfektiös sind – es sei denn, sie werden katzensicher abgedeckt, sobald sie nicht benutzt werden. Auch Gärten seien potenzielle Ansteckungsquellen. Allein die unter einem Fingernagel gesammelte Gartenerde könne im Extremfall bereits 100 Oocysten enthalten. Es sei daher ratsam, bei der Gartenarbeit Handschuhe zu tragen.

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Quelle:E. Fuller Torrey (Stanley Medical Research Institute, Chevy Chase) und Robert Yolken (Johns Hopkins University, Baltimore), Trends in Parasitology

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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