Lange galt Kaffee nicht gerade als gesund, doch in den vergangenen Jahren hat sich diese Annahme zunehmend als Irrtum herausgestellt: Einige Studien legten bereits nahe, dass Kaffee sogar ausgesprochen günstige Wirkungen auf die Gesundheit entfalten kann. Neben dem Muntermacher Koffein könnten dafür einige weitere Substanzen im Kaffee verantwortlich sein – beispielsweise Antioxidantien. Die bisherigen Studien ließen allerdings Fragen offen und bedurften einer weiteren Überprüfung. Diese liefern nun zwei große Studien, die den Zusammenhang von Kaffeekonsum und Sterberisiko statistisch analysiert haben. Die eine umfasste über eine halbe Million Menschen in zehn Ländern Europas. Die andere untersuchte den Zusammenhang bei 185.000 US-Amerikanern mit unterschiedlichem sozioökonomischen und ethnischem Hintergrund.
Die europäische Studie nutzte Daten von Personen ab 35 Jahren, deren Kaffeekonsum sowie andere Parameter der Lebensweise und Gesundheit durch Fragebögen und Interviews vor 16 Jahren erfasst worden waren. Nun haben die Forscher um Marc Gunter International Agency for Research on Cancer in Lyon diese Informationen mit den zwischenzeitlichen Sterbefällen in Verbindung gesetzt. In den 16 Jahren waren rund 42.000 Studienteilnehmer durch eine Reihe von Gründen wie etwa Krebs, Kreislauferkrankungen, Herzinsuffizienz und Schlaganfall verstorben.
Reduziertes Sterberisiko
Nach sorgfältigen statistischen Anpassungen bezüglich Lebensstil-Faktoren wie Ernährung und Rauchen, zeichnete sich den Forschern zufolge ab: Die Gruppe mit dem höchsten Verbrauch von Kaffee besaß ein geringeres Risiko bezüglich aller erfassten Todesursachen als diejenigen, die keinen Kaffee getrunken hatten. Entkoffeinierter Kaffee besaß dabei eine ähnliche Wirkung wie der normale Kaffee, berichten die Forscher. An dem Muntermacher-Wirkstoff Koffein scheint es deshalb wohl nicht zu liegen.
In einer Untereinheit von 14.000 Menschen analysierten die Forscher zudem Biomarker des Stoffwechsels im Zusammenhang mit dem Kaffeekonsum. „Wir fanden heraus, dass Kaffeegenuss mit einer günstigen Leberfunktion und Immunantwort verbunden ist“, sagt Gunter. Außerdem zeichnete sich ein positiver Effekt auf die Kontrolle des Blutzuckerspiegels ab. Die Studie aus den USA kam zu vergleichbaren Ergebnissen und dokumentierte zudem, dass Menschen mit unterschiedlichem kulturellen und genetischen Hintergrund gleichermaßen vom Kaffeegenuss profitieren können.
Elio Riboli, Co-Autor der europäischen Studie resümiert: „Die Ergebnisse untermauern weiter, dass Kaffeetrinken nicht nur unbedenklich ist, sondern tatsächlich auch eine schützende Wirkung auf die Gesundheit haben kann“. Sein Kollege Gunter betont allerdings: „Wegen der Einschränkungen der Daten können wir bisher keine konkreten Empfehlungen abgeben, wie viel Kaffee man trinken sollte. Das heißt, unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass moderater Kaffeegenuss – etwa drei Tassen pro Tag – gesundheitliche Vorteile bringt.“ Wo Obergrenzen liegen könnten, bleibt bisher also unklar. Außerdem ist noch ein weiterer wichtiger Aspekt zu klären: Welche der Substanzen im Kaffee für die schützende Wirkung genau verantwortlich sind.