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Dick durch dünne Darmflora?

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Dick durch dünne Darmflora?
13-08-28 Darmflora.jpg
Credit: Thinkstock
Wir sind niemals ganz allein – jeder Mensch ist ein wandelnder Lebensraum für Myriaden winziger Wesen: Eine bunte Gemeinschaft aus Mikroorganismen bevölkert unseren Darm, deren Gesamtmasse etwa 1,5 Kilogramm erreicht. Die Forschung der vergangenen Jahrzehnte hat immer deutlicher gezeigt, wie wichtig diese Darmflora für die Gesundheit des Menschen ist. Zwei aktuelle Studien im Wissenschaftsmagazin „Nature“ betonen dies nun erneut: Menschen, die wenig Darmbakterien mit geringer Vielfalt besitzen, neigen demnach zu Übergewicht und entzündlichen Reaktionen und den daraus resultierenden Gesundheitsproblemen. Etwa ein Viertel der Menschen in westlichen Gesellschaften sind offenbar schlecht mit den kleinen Helfern ausgerüstet. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Ernährungsumstellungen können helfen, die Darmflora positiv zu beeinflussen.

Der Lebensraum menschlicher Darm hat etwas von einem Urwald: Viele unterschiedliche Spezies tummeln sich hier und leisten ihren Beitrag zum Gesamtsystem. Die Darmflora besitzt auch noch eine weitere Parallele zur exotischen Fauna der Regenwälder: Ihre Vertreter lassen sich schwer in „Gefangenschaft“ halten – viele Darmbakterien, gedeihen nicht unter Laborbedingungen und lassen sich deshalb schlecht bestimmen und untersuchen. Um dieses Problem zu umgehen, haben Forscher in den letzten Jahren genetische Analysemethoden entwickelt: Die verschiedenen Bakterienarten lassen sich so anhand ihres Erbgutes in Proben ermitteln. Genau diese Strategie haben die Forscher um Oluf Pedersen von der Universität von Kopenhagen nun bei ihrer Studie eingesetzt.

 

Einer von vier Menschen hat eine kümmerliche Darmflora

 

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Die Analyse der Darmflora von 292 Dänen zeigte, dass etwa ein Viertel von ihnen bis zu 40 Prozent weniger der kleinen Helfer im Darm besaßen als der Durchschnitt. Außerdem ist den Analysen zufolge nicht nur die Quantität sondern auch die Qualität ihrer Darmflora beeinträchtigt: Es gibt eine geringe Artenvielfalt und es kommen vermehrt Bakterien-Spezies vor, von denen bereits ungünstige Effekte bekannt sind – sie können Entzündungen verursachen. Die Studie zeigte zudem, dass Menschen mit wenigen und weniger vielfältigen Darmbakterien eher zu Übergewicht neigen. Bei den Betroffenen fanden die Forscher auch mehr Anzeichen von Entzündungsreaktionen im Körper. Dies steht wiederum im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Auch für die zweite Studie nutzten Forscher Genanalysen, um den Eigenschaften der Darmflora von Probanden auf die Spur zu kommen. Dusko Ehrlich vom französischen Institut National de la Recherche Agronomique und seine Kollegen untersuchten allerdings gezielt Menschen mit Gewichtsproblemen. Im Rahmen dieser Untersuchungen konnten die Forscher zeigen, dass eine Ernährungsumstellung zu weniger fetter aber dafür ballaststoffreicherer Kost bereits nach sechs Wochen zu einer günstigen Entwicklung der Darmflora führt: Die Bakterienbesiedelung nimmt zu und wird artenreicher.

 

Seien Sie gut zu ihren Darmbakterien“ – so lautet die Botschaft der Forscher. Ihnen zufolge sollte man mit der Darmflora ähnlich sorgsam umgehen, wie mit Organen des Körpers, wie etwa Herz oder Leber. Es gibt immer noch viel offene Fragen, auf welche Weise die Darmflora auf unseren Organismus einwirkt und wie man sie beeinflussen kann. Diesen Fragen wollen sich die Forscher zukünftig widmen. Vermutlich entstehen die Effekte aus einer Summe positiver Aspekte: Die Bakterien produzieren lebenswichtige Vitamine, stärken unser Immunsystem und regen Nerven sowie Hormon-produzierenden Zellen im Darm an. Außerdem produzieren die segensreichen Mikroben eine Fülle von bioaktiven Substanzen, die in die Blutbahn eindringen und unseren Organismus auf viele Weisen beeinflussen. Den aktuellen Ergebnissen zufolge ist also ein hoher Artenreichtum in diesem Zusammenhang besonders günstig. „In den nächsten Jahren werden wir mehr Wissen sammeln, wie man die Darmbakterien und ihre Zusammensetzung positiv beeinflussen kann“, sagt Oluf Pedersen.

 

Originalarbeiten der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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