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Dicker Bauch, geringer Verbrauch

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Dicker Bauch, geringer Verbrauch
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Sport belastet nicht jeden gleich (SXC)
3,5 Milliliter Sauerstoff pro Minute und Kilogramm Körpergewicht – so viel verbraucht der Mensch, wenn er faul auf dem Sofa liegt. Das besagt zumindest das Stoffwechseläquivalent, kurz MET. Mit Hilfe dieser Maßeinheit lässt sich berechnen, wie fit wir sind und wie sehr uns sportliche Aktivitäten fordern. Eine aktuelle Studie warnt jedoch: Für stark Übergewichtige liefern METs völlig verzerrte Ergebnisse.

Wer in den zweiten Stock die Treppe nimmt, bringt es auf vier METs; wer mit 16 Stundenkilometern durch die Gegend radelt, erreicht  immerhin sieben METs. Die Einheit – kurz für „Metabolic Equivalent” – gibt die Energiekosten einer Aktivität als Vielfaches unseres Ruheverbrauchs an. Sie wird außerdem eingesetzt, um einzuschätzen, wie fit wir körperlich sind. Wer etwa mit vier METs bereits überfordert ist, hat nach einer Operation ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Das Stoffwechseläquivalent hat jedoch eine entscheidende Schwäche, wie Schweizer Forscher nun im „International Journal of Obesity” warnen. Es geht davon aus, dass alle Menschen denselben Grundverbrauch haben. Doch wie viel Sauerstoff unser Körper aufnimmt, hängt entscheidend von seiner Zusammensetzung ab. Muskelmasse setzt viel Sauerstoff in Energie um, Fettgewebe wenig. Der Umsatz von Profisportlern dürfte also über dem Standardwert von 3,5 Milliliter Sauerstoff pro Minute und Kilogramm Körpergewicht liegen. Der Umsatz von Übergewichtigen liegt deutlich darunter, wie Britta Wilms vom Kantonsspital St. Gallen und ihre Kollegen zeigen.

Für ihre Studie maßen die Mediziner den Ruheverbrauch an Sauerstoff bei 1.131 übergewichtigen oder fettleibigen Patienten. Frauen kamen im Schnitt auf einen Wert von 2,47 ml Sauerstoff pro Kilo und Minute, Männer auf 2,62 ml. Je höher der Body-Mass-Index, desto geringer war der Verbrauch. Anschließend mussten 652 Probanden sich zusätzlich bis zur Erschöpfung auf dem Spinning-Fahrrad abstrampeln. Hier fiel die Einschätzung ihrer Leistungen deutlich positiver aus, wenn anstelle des Standard-Wertes ein korrigierter MET-Wert zu Grunde gelegt wurde: Wären im ersten Fall 41 Prozent der Frauen und 32 Prozent der Männer an der Grenze von vier METs gescheitert, waren es im zweiten Fall bei beiden Geschlechtern weniger als zehn Prozent.

Die Schweizer Forscher haben nun eine Tabelle mit Korrektur-Faktoren erstellt, damit Ärzte und Physiotherapeuten die MET-Werte je nach Body-Mass-Index korrigieren können. Zwar ist der BMI vermutlich ein schlechterer Indikator für den Grundverbrauch als der Körperfettanteil. Dafür ist er spielend leicht zu ermitteln. Werde weiterhin mit dem Standardwert gerechnet, warnen die Autoren, „wird die Intensität körperlicher Aktivitäten sowie die kardiopulmonare Fitness mit steigendem BMI systematisch unterschätzt.”

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nora Schlüter
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