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Praktisch: Bienen können ihr Hirn verjüngen

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Praktisch: Bienen können ihr Hirn verjüngen
Mit zunehmendem Alter schwindet die Leistungskraft unseres Gehirns ? das haben wir offenbar mit den Bienen gemeinsam. Doch ein internationales Forscherteam konnte nun zeigen, dass die Insekten ihre biologische Uhr zurückdrehen können: Wenn sie gezwungen sind, wieder ?jugendliche? Aufgaben im Staat zu übernehmen, gewinnen alte Bienen-Damen ihre Gedächtnisleistungen zurück. Dies beruht auf molekularen Schaltern im Gehirn der Insekten, die in ähnlicher Form auch beim Menschen vorkommen. Aus diesen Erkenntnissen könnten sich neue Behandlungsmöglichkeiten für nervliche Alterserscheinungen und Demenzerkrankungen beim Menschen ergeben, sagen Gro Amdam von der Arizona State University und ihre Kollegen.

Das Leben einer Honigbiene verläuft normalerweise nach einem klaren Muster: In ihrer Jugend arbeitet sie als Bruthelferin und kümmert sich um die Larven. Nach etwa drei Wochen wechselt sie dann den Job: Sie wird eine Sammelbiene, die den Stock verlässt, um Nektar und Pollen zu sammeln. Solange die Insekten noch als Amme arbeiten, bleiben sie jung und geistig fit: Die Tiere sind in der Lage, kleine Gedächtnistests zu absolvieren. Sobald sie jedoch als Sammlerinnen auf Nahrungssuche gehen, beginnt ihre biologische Uhr zu ticken und sie altern: Sie bewegen sich zunehmend langsamer, die Flügel werden brüchig und vor allem lassen ihre Hirnleistungen nach, wie Tests der Forscher dokumentierten.

Schusslige Sammelbienen werden wieder zu geistig fitten Ammen

Gro Amdam und ihre Kollegen wollten nun herausfinden, wie diese gealterten Bienen reagieren, wenn sie gezwungen sind, ihren Jugend-Job als Bruthelferin wieder aufzunehmen. Die Wissenschaftler entfernten dazu alle Brutpflegerinnen aus den Versuchs-Nestern. So war ein Teil der alten Sammlerinnen gezwungen, wieder als Ammen zu arbeiten, sonst hätte der Staat seine gesamte Brut verloren. Nach zehn Tagen führten die Forscher dann erneut Gedächtnistests mit den Bienen durch, die wieder die Aufgaben einer Amme übernommen hatten. Der Vergleich der Ergebnisse vor und nach diesem Job-Wechsel offenbarte einen deutlichen Anstieg der Hirnleistung der Insekten.

Um den damit verbundenen Veränderungen in den Gehirnen der Bienen auf die Spur zu kommen, führten die Forscher molekularbiologische Untersuchungen durch. Es zeigte sich, dass die Insekten mehr von einem Eiweißstoff namens Prx6 bilden. Diesem Protein wird auch beim Menschen eine positive Wirkung im Rahmen von Demenzerkrankungen nachgesagt. Außerdem bildeten die Gehirne der alten Ammen verstärkt ein sogenanntes ?Chaperon?-Protein, von dem beim Menschen ebenfalls eine Schutzfunktion gegenüber abbauenden Effekten im Nervensystem bekannt ist.

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Langfristig könnten diese Erkenntnisse Informationen für die Entwicklung von Medikamenten liefern, die dem altersbedingtem Rückgang der Hirnleistung oder auch Demenzerkrankungen wie Alzheimer entgegenwirken, hoffen die Forscher. Amdam sieht in den Parallelen zwischen Mensch und Biene aber auch einen Hinweis auf mögliche Strategien, die sich sofort umsetzen lassen: ?Die Proteine, die offenbar Bienenhirne verjüngen, gibt es auch beim Menschen ? vielleicht reagieren sie also auch bei uns auf bestimmte soziale Erfahrungen?, spekuliert die Biologin.

Gro Amdam (Arizona State University) et al.: Experimental Gerontology, doi: 10.1016/j.exger.2012.05.011 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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