Schusslige Sammelbienen werden wieder zu geistig fitten Ammen
Gro Amdam und ihre Kollegen wollten nun herausfinden, wie diese gealterten Bienen reagieren, wenn sie gezwungen sind, ihren Jugend-Job als Bruthelferin wieder aufzunehmen. Die Wissenschaftler entfernten dazu alle Brutpflegerinnen aus den Versuchs-Nestern. So war ein Teil der alten Sammlerinnen gezwungen, wieder als Ammen zu arbeiten, sonst hätte der Staat seine gesamte Brut verloren. Nach zehn Tagen führten die Forscher dann erneut Gedächtnistests mit den Bienen durch, die wieder die Aufgaben einer Amme übernommen hatten. Der Vergleich der Ergebnisse vor und nach diesem Job-Wechsel offenbarte einen deutlichen Anstieg der Hirnleistung der Insekten.
Um den damit verbundenen Veränderungen in den Gehirnen der Bienen auf die Spur zu kommen, führten die Forscher molekularbiologische Untersuchungen durch. Es zeigte sich, dass die Insekten mehr von einem Eiweißstoff namens Prx6 bilden. Diesem Protein wird auch beim Menschen eine positive Wirkung im Rahmen von Demenzerkrankungen nachgesagt. Außerdem bildeten die Gehirne der alten Ammen verstärkt ein sogenanntes ?Chaperon?-Protein, von dem beim Menschen ebenfalls eine Schutzfunktion gegenüber abbauenden Effekten im Nervensystem bekannt ist.
Langfristig könnten diese Erkenntnisse Informationen für die Entwicklung von Medikamenten liefern, die dem altersbedingtem Rückgang der Hirnleistung oder auch Demenzerkrankungen wie Alzheimer entgegenwirken, hoffen die Forscher. Amdam sieht in den Parallelen zwischen Mensch und Biene aber auch einen Hinweis auf mögliche Strategien, die sich sofort umsetzen lassen: ?Die Proteine, die offenbar Bienenhirne verjüngen, gibt es auch beim Menschen ? vielleicht reagieren sie also auch bei uns auf bestimmte soziale Erfahrungen?, spekuliert die Biologin.