Ein ähnliches Bild ergab sich, als die Wissenschaftler sogenannte gnotobiotische Mäuse mit den gleichen fünf Bakterienarten fütterten. Solche Mäuse wachsen in einer keimfreien Umgebung auf und bekommen zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Bakteriencocktail, aus dem sich eine genau bekannte Darmflora entwickelt. In diesem Fall bestand sie aus 15 Bakteriensorten, die typische Bewohner der menschlichen Darmgemeinschaft sind. Auch hier ließ sich kein dauerhaftes Ansiedeln der Joghurt-Bakterien nachweisen.
Dafür fanden die Forscher einen anderen Effekt: Als sie die Aktivitäten der Mikrobengene testeten, zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Mustern vor und nach der Probiotika-Behandlung, speziell bei solchen Genen, die für die Verdauung von Kohlenhydraten wie Stärke und anderen Vielfachzuckern benötigt werden. Nach dieser Entdeckung entschied sich das Team dann dafür, auch die menschlichen Proben auf einen solchen Effekt zu untersuchen ? und wurde tatsächlich fündig: Hier ließ sich ebenfalls ein Hochfahren der Aktivität entsprechender Gene feststellen.
„Ohne die Maus-Studie hätten wir gar nicht gewusst, wo wir suchen sollten“, sagt Studienleiter Jeffrey Gordon von der Washington University in St. Louis. Denn den Einfluss von probiotischen Bakterien auf den menschlichen Körper oder auch nur auf die Darmflora zu bestimmen, sei sehr schwierig, erläutert er ? schließlich gebe es bis zu 100 Billionen Mikroorganismen im Darm, eine Riesengemeinschaft, deren Zusammensetzung stark variieren kann. Hat sie sich einmal etabliert, scheint sie jedoch recht stabil zu sein und sich nicht durch vorübergehende Gäste wie eben die Joghurtbakterien stören zu lassen. Das scheint zumindest für gesunde Menschen und eine normale Darmflora zu gelten ? ob sich krankmachende Bakterien durch die zugeführten Konkurrenten ersetzen lassen, können die Wissenschaftler bisher nicht sagen.
Dennoch reagieren die Darmkeime offensichtlich auf den Besuch, indem sie ihre Genaktivitäten verändern. Warum sie das tun, wie genau die Gäste mit den Ortsansässigen kommunizieren und was das für die Gesundheit bedeutet, wollen die Forscher als nächstes untersuchen. Die Ergebnisse dürften vor allem den Lebensmittelkonzern Danone interessieren ? er war an der Finanzierung der Studie beteiligt, und ein Teil der Untersuchungen fand in seinen Forschungsabteilungen statt.