Mark Pimentel und seine Kollegen hatten bereits in früheren Studien einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Blähungen – einem der häufigsten Symptome bei Reizdarmsyndrom – und einer überdurchschnittlich starken Besiedelung des Dünndarms mit Bakterien entdeckt. Sie vermuteten daher, dass ein Breitbandantibiotikum diese Bakterien bekämpfen und so für eine Beruhigung des gereizten Darms sorgen könnte. Für ihre aktuelle Studie wählten sie als Testantibiotikum Rifaximin, das vom Körper kaum aufgenommen wird. Zudem sind – bisher – nur sehr wenige Mikroben resistent gegen das Medikament, das in Deutschland gegen Durchfallerkrankungen zugelassen ist.
In der Studie erhielt die Hälfte von rund 1.200 Patienten mit Reizdarmsyndrom das Medikament, die andere Hälfte zum Vergleich ein wirkstofffreies Placebo. Dreimal täglich über zwei Wochen mussten die Versuchsteilnehmer ihre Tablette einnehmen und wurden nicht nur während dieser Zeit, sondern auch noch zehn Wochen danach täglich nach ihrem Befinden befragt. Etwa vierzig Prozent der Patienten, die das Antibiotikum einnahmen, berichteten auch nach vier Wochen noch über eine deutliche Linderung von Symptomen wie Blähungen, Unterbauchschmerzen und Durchfall. In der Placebogruppe ging es rund dreißig Prozent und damit statistisch gesehen signifikant weniger Patienten nach diesem Zeitraum besser. Nebenwirkungen traten kaum auf. In der Rifaximingruppe wurde zwar etwas häufiger über Erbrechen berichtet als in der Placebogruppe, dabei kann es sich jedoch auch um ein zufälliges Zusammentreffen handeln.
Da Rifaximin die Bakterienmenge im Darm reduziert, vermuten die Forscher zwei mögliche Auswirkungen des Medikaments: Es gibt entweder weniger schädigende Ausscheidungen der Bakterien oder die Immunreaktionen auf die Bakterien bleibt aus. Auch eine Kombination beider Effekte sei denkbar. Zusammengefasst könne man das Fazit ziehen, dass eine Behandlung mit Rifaximin die Symptome des Reizdarmsyndroms besser lindere als ein Placebo, schreiben die Forscher, deren Arbeit allerdings zum Teil vom Rifaximin-Hersteller mitfinanziert wurde.