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Den Raum besser wahrnehmen

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Den Raum besser wahrnehmen
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Der Mensch entdeckt ein Objekt viel besser, wenn ihm vorher dessen Namen sagt. Das
Ein neuartiges Sehtraining kann bei Menschen mit unterschiedlich guten Augen bereits nach wenigen Tagen das räumliche Sehen verbessern, haben US-Forscher gezeigt. Der Trick dabei: Während herkömmliche Verfahren lediglich das schwächere Auge fördern, kurbelt das neue Programm den Wettbewerb zwischen beiden Augen an. Auf diese Weise lernt das Gehirn, beide Augen eher als gleichberechtigte Partner zu betrachten – die Signale aus dem schwachen Auge gewinnen an Relevanz, während gleichzeitig die aus dem starken Auge zurückgestellt werden. Genau diese doppelte Wirkung sei es, die das Verfahren effektiver machten als die bisherigen Ansätze. Die Methode könnte in Zukunft beispielsweise Kindern helfen, die unter Amblyopie, auch Schwachsichtigkeit oder Lazy-Eye-Syndrom genannt, leiden.

Beim Sehen werden vom Gehirn normalerweise die Informationen aus beiden Augen ausgewertet, um ein dreidimensionales Bild zu erzeugen. Dabei konkurrieren rechtes und linkes Auge ständig um die Dominanz, sprich um die Frage, wessen Informationen bevorzugt verarbeitet werden. Sichtbar machen kann man diesen Wettbewerb, wenn man dem rechten Auge ein anderes Muster vorsetzt als dem linken: Sind beide Augen gleich stark, sieht man abwechselnd mal das eine und mal das andere Muster. Entscheidend dafür ist vor allem ein Hemm-Mechanismus: Sobald ein Auge an Boden gewinnt, blockiert es vorübergehend das andere – mit der Folge, dass nur ein Muster wahrgenommen wird. Das Prinzip funktioniert allerdings nicht mehr reibungslos, wenn ein Auge sehr viel besser sieht als das andere: In diesem Fall gibt es keinen fairen Wettbewerb, sondern das stärkere Auge dominiert praktisch die ganze Zeit den Sehprozess. Dadurch verlernt das schwächere Auge, das andere zu hemmen.

Genau hier setzt das neue Training an, berichten die Forscher. Ihre Idee: Wenn es gelingt, den Wettbewerb wieder anzukurbeln, indem man dem schwächeren Auge eine Art Vorsprung verschafft, sollte sich in der Folge auch die Hemmfunktion normalisieren. Die Umsetzung dieses Konzept sieht etwa wie folgt aus: Der Proband sitzt vor einem Monitor und sieht vor seinem schwächeren Auge ganz kurz ein Quadrat aufleuchten. Direkt anschließend erscheinen vor beiden Augen Streifenmuster – auf der einen Seite mit senkrechten, auf der anderen mit waagerechten Streifen. Das Quadrat soll die Aufmerksamkeit des Sehzentrums auf das schwache Auge lenken, ihm also den Vorsprung geben, erklären die Forscher. Die folgende gleichzeitige Stimulation von starkem und schwachem Auge sorgt schließlich für die erforderliche Konkurrenzsituation.

Vor allem letzteres unterscheidet das Verfahren laut den Forschern von herkömmlichen Methoden: Normalerweise werde das starke Auge während des Trainings nicht angeregt, die Stimulation erfolge ausschließlich beim schwächeren. Damit lasse sich aber das Hemmsystem nicht anregen. Im Labor hat sich das System schon bewährt: Bei insgesamt zehn Freiwilligen nahm die Dominanz der stärkeren Auges bereits nach zehn Tagen Training deutlich ab und das räumliche Wahrnehmungsvermögen zu.

Jingping Xu (University of Louisville) et al.: Current Biology, Onlineveröffentlichung, doi: 10.1016/j.cub.2010.09.043 dapd/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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