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Wie wir im Stimmengewirr verstehen

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Wie wir im Stimmengewirr verstehen
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Credit: Thinkstock
Gequassel und Geklapper aus allen Richtungen – auf einer Party entfaltet sich ein wahres Geräusch-Inferno. Dennoch ist der Mensch in der Lage, im tönenden Gewirr einem bestimmten Gesprächspartner zu folgen und ihn zu verstehen. Kanadische Neurologen haben nun neue Informationen darüber gewonnen, wie wir diese Herausforderung meistern. Sie konnten zeigen, dass diese Fähigkeit nicht nur auf der genauen Auswertung einfallender Geräusche basiert, es werden auch Hirnbereiche eingespannt, die mit höherem Sprachwissen zu tun haben. Darüber hinaus wird das Verständnis von Konzentration und Erfahrung bestimmt.

Die Forschungsarbeiten von Ingrid Johnsrude von der Queen’s University in Kingston  und ihren Kollegen besaßen teilweise Party-Atmosphäre: Sie präsentierten einer Gruppe von Probanden Sprachsequenzen, die degradiert waren, ähnlich wie es bei der Geräuschkulisse einer Party der Fall ist. Außerdem lenkten sie die Probanden manchmal durch zusätzliche Aufgaben vom Zuhören ab. Während die Studienteilnehmer versuchten, das Gesprochene zu verstehen, erfassten die Wissenschaftler ihre Hirnaktivität. Zum Vergleich führten sie die Untersuchungen anschließend erneut durch – diesmal bekamen die Probanden allerdings klare Sprache zu hören. Über die Ergebnisse berichtete Johnsrude auf dem Annual Meeting of the Canadian Association for Neuroscience in Montreal.

Neurologische Signatur angestrengten Zuhörens

In den Ergebnissen scheint sich ein Aspekt des Zuhörens vor einer Geräuschkulisse widerzuspiegeln, den vermutlich jeder kennt: Es ist anstrengend. Das wurde auch in den Hirnscans sichtbar: Denn für die Verarbeitung der Höreindrücke vernetzt sich das Hörzentrum des Gehirns demnach mit anderen Hirnbereichen, in denen offenbar wichtige „Daten“ zur verbesserten Spracherfassung gespeichert sind. Die Aktivierung bestimmter Hirnregionen beim Hören von Sprache sei gleichsam eine neurologische Signatur des angestrengten Zuhörens, sagen die Forscher.

Außerdem dokumentierten die Versuchsergebnisse die Bedeutung von Konzentration auf das Gesprochene in einer Party-Atmosphäre. Bei klarer Sprache verstanden die Probanden auch bei Ablenkung problemlos, was gesagt wurde. Wenn sie hingegen beim Hören der degradierten Sprache abgelenkt wurden, schwand ihre Fähigkeit zum Verständnis deutlich. Außerdem ist das Verstehen davon abhängig, was man gewohnt ist zu hören, sagen die Forscher. Vertraute Menschen verstehen wir deshalb deutlich besser als fremde. Das wurde bei den älteren Probanden deutlich: Sie konnten unbekannte Stimmen vor dem Hintergrund einer Party-Atmosphäre deutlich schlechter verstehen als jüngere Probanden. Wenn sie vertraute Stimmen hörten, war das allerdings nicht der Fall. „Was ältere den jüngeren Menschen voraus haben, ist Erfahrung“, sagt Johnsrude. Damit können sie der Forscherin zufolge offenbar den Rückgang anderer Fähigkeiten kompensieren.

Die Studienergebnisse könnten auch praktische Anwendung finden, sagen die Forscher. Die neuronale Signatur des angestrengten Hörens könnte als Information dienen, ob beispielsweise ein Hörgerät richtig eingestellt ist. Betroffene sind sich eventuell über einen Mangel gar nicht bewusst. Zeigt die Hirnaktivität beim hören von Sprache jedoch Merkmale angestrengten Hörens, könnte sich Nachjustierung eines Hörgerätes lohnen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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