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Gefühl stärkt Erinnerungen selbst im Nachhinein

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Gefühl stärkt Erinnerungen selbst im Nachhinein
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An emotionale Momente erinnern wir usn besonders gut (thinkstock)
Unser Gedächtnis ist selektiv: An besonders emotionale Momente erinnern wir uns weitaus besser und genauer als an Begebenheiten, die keine große Bedeutung für uns haben. Doch auch diese scheinbar unwichtigen Details sind nicht komplett verloren, wie ein Experiment jetzt zeigt: Erleben wir kurz darauf etwas, was diese Erinnerungen im Nachhinein mit Gefühlen oder Bedeutung auflädt, kramt unser Gehirn sie wieder hervor und speichert sie im Langzeit-Gedächtnis ab. Dies bestätigt einmal mehr, dass unser Gedächtnis deutlich flexibler ist als lange Zeit angenommen.

Der Sinn der meisten Erinnerungen ist klar: Vergangene Erfahrungen und unser gespeichertes Wissen helfen uns dabei, unser Leben zu meistern. Auf diese Weise lernen wir. Gleichzeitig aber gibt es im Alltag unzählige Details, die uns nicht viel bringen und die unser Gedächtnis nur unnötig vollmüllen würden. So merken wir uns in der Regel nicht die Marke und das Aussehen jedes Autos, das auf dem Weg zur Arbeit an uns vorbeifährt, denn sie sind für uns nicht wichtig. Allerdings kann es sein, dass diese Details im Nachhinein Bedeutung erlangen, beispielsweise weil in den Autos mögliche Zeugen für einen Unfall saßen, der uns widerfährt. Es wäre daher gut, wenn das Gehirn diese scheinbar vergessenen Erinnerungen wieder reanimieren könnte. Ob und wie das funktioniert, blieb aber bisher unklar.

In ihrem Experiment haben Joseph Dunsmoor von der New York University und seine Kollegen daher getestet, ob sich Erinnerungen quasi im Nachhinein wiedererwecken lassen. Dafür zeigten sie ihren 119 Probanden zunächst 60 Bilder, auf denen entweder ein Tier oder ein Werkzeug dargestellt waren und baten sie, sich diese Objekte zu merken. Kurz darauf zeigten sie ihnen weitere, zuvor nicht gesehen Tier- und Werkzeugbilder. Diesmal jedoch erhielten die Teilnehmer jeweils bei einer Kategorie – entweder den Tieren oder den Werkzeugen – einen leichten elektrischen Schlag. Dadurch wurde die „bestrafte“ Kategorie emotional aufgeladen – die Probanden verknüpften sie mit negativen Gefühlen. Am nächsten Tag fragten die Forscher das Gelernte ab – und zwar sowohl von den unter Schock gesehen Bildern als auch von den zuvor ohne jegliche emotionale Beeinflussung betrachteten.

Erinnerungen im Nachhinein gestärkt

Das Ergebnis: Die Probanden erinnerten sich wie erwartet besser an die Kategorie von Objekten, bei denen sie einen Elektroschock bekommen hatten. War dies bei den Tierbildern der Fall, erkannten sie mehr Tierbilder wieder als Werkzeuge. Das Erstaunliche aber: Die Teilnehmer erinnerten sich nun auch an die Bilder dieser Kategorie besser, die sie lange vor den Elektroschocks ohne jegliche Beeinflussung betrachtet hatten. „Offensichtlich wurde das Gedächtnis für neutrale Objekte selektiv gestärkt, wenn andere Objekte aus der gleichen Kategorie nachträglich emotional belegt wurden“, berichten die Forscher. Diese zunächst unwichtigen Erinnerungen werden demnach von unserem Gehirn nicht sofort verworfen, sondern zunächst noch kurze Zeit zwischengelagert, bevor wir sie endgültig vergessen. Erleben wir dann etwas, was diesen Erinnerungen nachträglich Bedeutung verleiht, können wir sie reanimieren und sie werden dann endgültig abgespeichert.

„Diese Ergebnisse unterstreichen die enorm anpassungsfähige Natur unseres Gedächtnissystems“, konstatieren Dunsmoor und seine Kollegen. „Unsere Erinnerungen können nicht nur in der Zeit zurückreisen, um Ereignisse aus der Vergangenheit wiederzuerwecken, sie können alte Erinnerungen auch aktualisieren und mit neuer Bedeutung versehen.“

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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