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Positiv verdrahtet?

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Positiv verdrahtet?
15-09-28 Hirnforschung.jpg
Credit: Thinkstock
Mysterium Gehirn: Wie aus dem Gewirr von Nervenzellen unsere komplexen Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale entstehen, ist weitgehend rätselhaft. Klar scheint allerdings, dass Verbindungen der Nervenzellen und Hirnregionen untereinander dabei entscheidend sind. In diesem Zusammenhang berichten Forscher nun von einer interessanten Entdeckung: Die Neigung zu positiven beziehungsweise negativen Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensweisen scheint sich in bestimmten Verbindungsmustern des menschlichen Gehirns widerzuspiegeln.

Die Forscher um Stephen Smith von der University of Oxford nutzten für ihre Studie Daten des Human Connectome Projects (HCP). Im Rahmen dieses Projekts versuchen Wissenschaftler die Gesamtheit der Nervenverbindungen im menschlichen Gehirn zu erfassen – das sogenannte Konnektom. Dabei kommen bildgebende Hirnscan-Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI) zum Einsatz. Daneben werden bei den 1.200 Teilnehmern auch geistige Leistungen ermittelt sowie demographische Daten und Informationen zu Persönlichkeitsmerkmalen beziehungsweise Lebensumständen erfasst. Bisher sind die Konnektom-Daten von 500 Teilnehmern für wissenschaftliche Auswertungen zugänglich.

Individuelle Konnektome unter der Lupe

Das Team um Smith hat sich nun diese veröffentlichten Scan-Daten vorgenommen und sie zunächst in eine allgemeine Karte der menschlichen Hirnverbindungen verwandelt. Sie zeigt, wie 200 funktionell unterschiedliche Regionen in unserem Denkorgan miteinander verknüpft sind. „Dann haben wir uns angesehen, wie intensiv bei jedem einzelnen Probanden diese Regionen miteinander in Verbindung stehen“, sagt Smith. Das Resultat war ein individuelles Konnektom eines jeden Probanden – ein persönliches Profil der Verbindungsstärken zwischen den 200 Hirnregionen. Die Forscher verknüpften diese Ergebnisse dann mit den Verhaltens-Informationen und demografischen Aspekten jedes Probanden. Anschließend unterzogen sie alle Datensätze einer sogenannten kanonischen Korrelationsanalyse. Es handelt sich dabei um ein mathematisches Verfahren, das Beziehungen zwischen Gruppen von komplexen Variablen aufdecken kann.

Den Forschern zufolge zeichneten sich in ihren Berechnungsergebnissen interessante Zusammenhänge ab: Bestimmte Muster beim Konnektom von Menschen sind demnach eher typisch für Personen mit persönlichen Eigenschaften, die als positiv gelten: Beispielsweise ein gutes Gedächtnis, großer Wortschatz, hohe Lebenszufriedenheit, gutes Einkommen und Bildung. Dem Gegenüber standen Charakteristika des Konnektoms, die typisch für Personen mit kritischen Merkmalen sind: Zum Beispiel starke Reizbarkeit, schlechte Schlafqualität, Neigung zu Regelverstößen und Suchtproblematiken.

Ansatzpunkt für weitere Untersuchungen

Es handelt sich dabei natürlich um ein ganzes Bouquet an jeweils positiven oder negativen Aspekten, räumen die Forsche rein. Sie vergleichen dies mit dem sogenannten g-Faktor bei der Intelligenz. Er beschreibt die Feststellung, dass viele Menschen, die in einem bestimmten Bereich begabt sind, oft auch andere Talente besitzen – es scheint übergeordnete günstige Mechanismen zu geben – einen generellen Intelligenzfaktor. Das aktuelle Ergebnis könnte einen ähnlichen Zusammenhang widerspiegeln, sagen die Forscher

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Dieser Spur wollen sie nun weiter nachgehen: „Wir hoffen, dass wir mithilfe der bildgebenden Informationen in der Lage sein werden, Verbindungen im Gehirn spezifischen Aspekten zuzuordnen“, sagt Smith. Das Forschungsmaterial dazu soll sich nun anhäufen: Das Human Connectome Project wird zunehmend Einblicke in die Schaltkreise des Gehirns liefern und damit in deren Bedeutung für die Funktion des geheimnisvollsten aller Organe.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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