Neun tragische Liebespaare
Insgesamt haben Joyce und seine Kollegen neun Paare der fossilen Schildkröten untersucht. Sieben von ihnen haben direkten Körperkontakt miteinander, und bei zwei Paaren sind die Genitalpartien in eindeutiger Weise verbunden, zeigten die Untersuchungen. Bei jedem Duo handelte es sich außerdem eindeutig um ein Männchen und ein Weibchen. Der Geschlechtsunterschied sei an den unterschiedlich langen Schwänzen der Tiere erkennbar, denn auch bei heutigen Süßwasserschildkröten haben die Männchen stets etwas längere Schwänze als die Weibchen, erklären die Forscher.
Walter Joyce und seinen Kollegen zufolge ermöglichen die Fossilien auch einen einzigartigen Einblick in die Umstände des Todes der urzeitlichen Tiere. Es sei unwahrscheinlich, dass sie bereits in giftigem Wasser mit dem Liebesakt begannen. Von heute noch vorkommenden Süßwasserschildkröten ist bekannt, dass das Paarungsverhalten an der Wasseroberfläche anfängt. Nachdem das Männchen dann das Weibchen von hinten umklammert hat, verfallen die Tiere während der Kopulation für einige Zeit in Ruhe und sinken dabei in tiefere Wasserschichten.
So war das vermutlich auch vor 47 Millionen Jahren, glauben die Wissenschaftler. Man nimmt an, dass der See, der einst dort existierte, wo sich heute die Grube Messel befindet, von Vulkanismus geprägt war. Es könnte deshalb sein, dass tiefere Wasserschichten giftige Substanzen enthielten, die über die Haut in die Körper der Schildkröten gelangten. So schwanden den Tieren vermutlich langsam die Sinne, bis sie in inniger Umarmung starben, um sich dann letztendlich in die kuriose Momentaufnahme aus der Vergangenheit zu verwandeln.