Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Hirn im Musikrausch

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Hirn im Musikrausch
Gute Musik wirkt im Hirn ähnlich wie Sex oder Drogen: Beim Musikgenuss kommt es im Gehirn zu einer Ausschüttung desselben Botenstoffs, der auch bei anderen befriedigenden Aktivitäten ein Wohlgefühl hervorruft, haben kanadische Forscher gezeigt. Dabei ist die Freisetzung Botenstoffs namens Dopamin umso größer, desto lieber die entsprechende Musik gehört wird. Mehr noch: Selbst die Vorfreude auf eine schöne Melodiefolge bewirkt bereits eine solche Körperreaktion. Die Ergebnisse der Untersuchung erklären, warum Musik einen so hohen Stellenwert in allen menschlichen Gesellschaften hat, berichten Valorie Salimpoor und ihr Team.

Die meisten Menschen lieben Musik, auch wenn der Musikgeschmack individuell sehr unterschiedlich sein kann. Während die einen bei Mozart Gänsehaut bekommen, lässt Klassik die anderen völlig kalt. Auch zwischen den Kulturen gibt es große Unterschiede. Die Teilnehmer der aktuellen Studie sollten daher ihre Lieblingsmusik selber auswählen. Während der Untersuchung in einem speziellen Computertomographen wurden ihnen dann sowohl ihre Lieblingsstücke vorgespielt als auch, zur Kontrolle, neutrale Musik, die sie nicht besonders bewegte. Wie stark die Musik die Teilnehmer erregte und ergriff, konnten die Forscher an verschiedenen Körperreaktionen wie Herzschlag, Atmung, Temperatur und Hautwiderstand erkennen und anschließend den jeweiligen Hirnaufnahmen zuordnen.

Bei der Analyse der Aufnahmen zeigte sich, dass Dopamin im Belohnungszentrum des Gehirns, dem mesolimbischen System, ausgeschüttet wurde, wenn die Probanden mitreißende Musik hörten. Erstaunlicherweise führte auch die Erwartung solcher Klänge bereits zu einer Aktivierung in diesem Teil des Gehirns. Allerdings waren dabei andere Strukturen – namentlich der der Nucleus caudatus – aktiv als beim Genuss der Lieblingsmusik selbst, bei dem vor allem der Nucleus accumbens aufleuchtete.

Dopamin vermittelt ein angenehmes, befriedigtes Gefühl und spielt damit eine wichtige Rolle beim Lernen eines neuen Verhaltens oder dem Aufrechterhalten eines schon erlernten Verhaltens. Wenn Musik die Dopaminausschüttung im Hirn beeinflusst, erklärt das, warum Musik für praktisch alle Menschen so wichtig ist, meinen die Forscher. Dies sei eigentlich verwunderlich, da Musik ein abstrakter Reiz und nicht direkt zum Überleben notwendig sei. Damit unterscheidet sich die Musik ähnlich wie die Kunst von anderen lustbringenden Stimuli, wie zum Beispiel gutem Essen, Sex oder Geld. Da Musik aber ähnlich wirkt, erläutert Mitautor Robert Zatorre, kann sie trotzdem im Zusammenhang mit Ritualen, im Marketing oder Film eine so starke emotionale Wirkung entfalten.

Valorie Salimpoor (McGill University, Montreal) et al.: Nature Neuroscience, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1038/nn.2726 dapd/wissenschaft.de ? Marianne Diehl
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Gau|men|zäpf|chen  〈n. 14; Anat.〉 zäpfchenförmiger Ausläufer des weichen Gaumens: Uvula

Hand|schwin|gen  〈Pl.; Zool.〉 die am vordersten Glied des Flügels angesetzten Schwungfedern der Vögel

pro|ba|to|risch  〈Adj.〉 probeweise, zu Beginn durchgeführt (um eine Diagnose stellen zu können) ● ~e Sitzungen bei einem Psychotherapeuten

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige