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Die Frau ohne Angst

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Die Frau ohne Angst
Die Hirnregion Amygdala – auch Mandelkern genannt – ist tatsächlich der Sitz der Angst. Zwar hatten Untersuchungen zur Funktion des Gehirns das bereits nahegelegt, direkt bestätigt worden war die These bisher allerdings nicht. Das gelang nun US-Forschern mit Hilfe einer Frau, deren Amygdala durch eine Erkrankung zerstört war. Angstgefühle hatte sie vollständig verloren, zeigten ihre Reaktionen auf klassische Angstsituationen, Befragungen und ihre Einträge in ein elektronisches Tagebuch. Empfindungen wie Freude, Wut oder Trauer blieben dagegen unverändert. Diese Ergebnisse belegen erstmals detailliert die Funktion der Amygdala bei der Entstehung von Angst beim Menschen, sagen die Wissenschaftler. Die aktuellen Ergebnisse könnten den Forschern zufolge für die Angstforschung von großer Bedeutung sein. Über ihre Studie berichtet das Team um Justin Feinstein von der University of Iowa in Iowa City.

Die Frau, der die Ergebnisse zu verdanken sind, wird von den Forschern nur als „SM“ bezeichnet. Von der fehlenden Hirnfunktion durch ein Absterben von Nervenzellen ist bei ihr nur die Amygdala betroffen, andere Bereiche sind voll funktionsfähig. Tests hatten schon zuvor gezeigt, dass Intelligenz, Sprache und Wahrnehmung bei SM normal ausgeprägt sind. Im Vergleich zu Menschen mit normaler Amygdala, zeige sie nur ein verändertes Verhalten gegenüber Angstsituationen, sagen die Forscher. Diesen Effekt wollten sie mit ihrer Untersuchung nun genauer charakterisieren.

Um ihre Empfindungen zu dokumentieren, begleiteten die Wissenschaftler SM bei einem Besuch in einem Tiergeschäft, wo sie mit Spinnen und Schlangen konfrontiert wurde. Vor dem Verlust der Funktion der Amygdala hatte sie nach eigenen Aussagen vor diesen Tieren Angst gehabt. Während des aktuellen Tests konnte sie die Tiere dagegen problemlos berühren, ohne das Bedürfnis zu empfinden, sich von ihnen fernzuhalten. Sie habe lediglich ein Gefühl der Neugier verspürt, sagte die 44-Jährige. Ähnliche Ergebnisse lieferten ein Besuch in einem Spukhaus mit starken Schreckeffekten und das Anschauen von Horrorfilmen: Nichts davon löste Furchtreaktionen bei SM aus.

Die Ergebnisse der Befragungen und die Auswertung des elektronischen Tagebuchs, in dem die Frau ihre Empfindungen akribisch dokumentierte, vervollständigten das Bild: Freude konnte SM empfinden, ebenso wie Wut oder Trauer über schlimme Erlebnisse. Angst machten ihre diese negativen Situationen dagegen nicht.

Die Forscher sehen in diesen Ergebnissen eine wichtige Basis für die Entwicklung neuer Behandlungsformen von Angststörungen. Medikamente, die auf die Amygdala einwirken, könnten so beispielsweise Menschen helfen, die nach schrecklichen Erlebnissen an Angstzuständen leiden, wie beispielsweise Kriegsveteranen.
Die Wissenschaftler betonen allerdings auch die große Bedeutung der Angst als Schutzmechanismus: „Die Angst hilft uns beim Überleben, indem sie uns bedrohliche Situationen vermeiden lässt“, sagt Justin Feinstein. „Es ist fast verwunderlich, dass SM ohne diese Funktion bisher überleben konnte.“

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Justin Feinstein (University of Iowa in Iowa City) et al.: Current Biology, (Bd. 21, Nr. 1) dadp/wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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