Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Von schwebenden Kalendern und Kurven im Tagesablauf

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Von schwebenden Kalendern und Kurven im Tagesablauf
Sie können Wörter schmecken, Musik als Farben wahrnehmen oder Farben riechen: Bei sogenannten Synästhetikern sind Sinne miteinander verknüpft, die normalerweise unabhängig voneinander funktionieren. Was faszinierend klingt, kann durchaus unangenehm sein, etwa wenn die häufige Farbe Rot nach faulen Eiern riecht. Synästhesie kann aber auch enorme Vorteile haben: Es gibt Synästhetiker, die Daten und Termine tatsächlich in einer räumlichen Struktur vor sich sehen. Sehr praktisch, denn so können sie sich nicht nur zukünftige Termine besonders gut merken, sondern sich auch an vergangene Ereignisse und historische Daten besser erinnern. Das haben britische Forscher nun in Versuchen mit Synästhetikern erstmals nachgewiesen.

Es ist eine gängige Eselsbrücke, sich Zahlen- oder Datenfolgen zu merken, indem sie in der Vorstellung mit Bildern verknüpft und bei Bedarf abgerufen werden. Daher lag die Vermutung nahe, dass Synästhetiker über ein besonders gutes Gedächtnis verfügen, schließlich können sie ihre Erinnerungen jederzeit visualisieren. Das wollten Julia Simner und ihre Kollegen überprüfen. Sie befragten für ihre Studie zehn Synästhetiker, bei denen Raum und Zeit verknüpft waren. Die Bilder, die die Probanden beim Denken an die Daten sahen, unterschieden sich dabei deutlich voneinander: Einige sahen beispielsweise die Wochentage als Kreis, der sie umgab, oder den Tagesverlauf als eine Art Fieberkurve. Bei anderen schwebten die Jahreszahlen schlangenförmig durch den Raum, oder die Monate waren ordentlich aufgereiht wie ein Kalender.

Sowohl die Synästhetiker als auch Nicht-Synästhetiker mussten sich in den Versuchen der Forscher nun innerhalb kurzer Zeit jeweils 120 Ereignisse merken, die in den Jahrzehnten seit 1950 stattgefunden hatten. Pro Dekade gaben die Wissenschaftler den Probanden jeweils zehn Ereignisse vor, beispielsweise den Tod von Papst Johannes Paul II., wann „Hello, Goodbye“ von den Beatles ein Nummer-1-Hit war oder wann die Probanden selbst etwas Besonderes erlebt hatten. Anschließend fragten die Forscher einige Ereignisse ab: Während sich die Nicht-Synästhetiker bei der Einordnung der Ereignisse im Schnitt um 8 Jahre verschätzten, lagen die Synästhetiker nur um vier Jahre daneben. Darüber hinaus konnten die Synästhetiker einem bestimmten Jahr jeweils doppelt so viele Daten aus ihrem eigenen Leben zuordnen wie die Kontrollprobanden.

Science, Onlinedienst Originalarbeit der Forscher: Julia Simner (University of Edinburgh) et al.: Cortex, Bd. 45, S. 1138, doi: 10.1016/j.cortex.2009.07.007 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Dis|lo|ka|ti|on  〈f. 20〉 1 Verlegung, Verteilung (von Truppen) 2 〈Geol.〉 Störung der Lagerung im Gestein … mehr

Gilb|wei|de|rich  〈m. 1; unz.; Bot.〉 an feuchten u. kühlen Plätzen wachsender Angehöriger einer gelb blühenden Gattung der Primelgewächse: Lysimachia

Kampf|stoff  〈m. 1〉 chem., biolog. od. radioaktiver Stoff zur Massenvernichtung des Gegners im Krieg

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige