Touristen und Migranten schleppen HIV aus Griechenland und Spanien nach Deutschland ein. Aus Deutschland dagegen werden wenige HI-Viren exportiert, haben europäische Forscher herausgefunden. Sie entlockten den Viren Informationen über ihre Herkunft und zeichneten eine Karte, auf der sie Ansteckungswege nachverfolgen konnten. Dimitrios Paraskevis von der Universität von Athen und seine Kollegen stellten dabei fest, dass das Virus vor allem aus den Mittelmeerländern in andere Länder Europas importiert wird.
Die Forscher nutzten für ihre Arbeit die gleiche Technik, mit der auch die Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 untersucht wurde. Sie konzentrierten sich dabei auf HIV-1 Subtyp B ? die Virusvariante, die in Europa am häufigsten auftritt ? und analysierten das Erbgut der HI-Viren von Erkrankten aus 16 europäischen Ländern und Israel. Sie machten Griechenland, Spanien, Portugal und Serbien als Quelle vieler HIV-Erkrankungen aus. Aus Deutschland, Österreich, Dänemark und Luxemburg wurden dagegen kaum Viren exportiert, ergab die Analyse. Italiener, Norweger, Israelis, Niederländer, Schweden, Schweizer und Britten steckten sich im gleichen Maße im Ausland an, wie sie die Viren in andere Länder weitergaben. Aus Italien wurde das Virus hauptsächlich nach Österreich eingeschleppt, aus Portugal vor allem nach Luxemburg, wo dreizehn Prozent der Einwohner Portugiesen sind.
Griechenland, Portugal und Spanien sind wohl vor allem deswegen Viren-Hauptexporteure, weil sie so beliebte Urlaubsziele sind und sich viele Touristen während ihres Urlaubs infizieren, vermuten die Forscher. Sie betonen, dass sich Gesundheitsprogramme und Aufklärungskampagnen nicht nur an die eigene Bevölkerung richten sollten, sondern gerade auch Urlauber und Migranten mit einbeziehen müssen. Denn diese sind sowohl eine bedeutende Quelle als auch Zielscheibe für die Viren.
Dimitrios Paraskevis (Universität von Athen) et al.: Retrovirology, Online-Vorabveröffentlichung ddp/wissenschaft.de ? Bele Boeddinghaus