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Zika-Virus: Impfstoff rückt näher

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Zika-Virus: Impfstoff rückt näher
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Zika-Viren unter dem Elektronenmikroskop (Foto: CDC/Cynthia Goldsmith)
Bisher gibt es gegen die grassierende Epidemie des Zika-Virus kein Heilmittel und auch keinen Impfstoff. Vorbeugen lässt sich nur, indem man die Stiche der potenziell virenübertragenden Mücken vermeidet. Jetzt jedoch ist einem internationalen Forscherteam ein entscheidender Durchbruch gelungen: Sie haben erstmals zwei Impfstoff-Kandidaten entwickelt, die Mäuse nach nur einer Spritze vollständig gegen das Zika-Virus schützten. Damit rückt ein Impfstoff gegen das Virus einen großen Schritt näher.

Das Zika-Virus breitet sich aus: Inzwischen grassiert es bereits in 40 Ländern, den Prognosen sind auch Länder in Europa nicht vor einem Einschleppen des Virus und der übertragenden Mücken gefeit. Einer jüngsten Studie nach liegt das Risiko für erste Zika-Fälle noch vor Jahresende für die Iberische Halbinsel, für Großbritannien, Frankreich und die Niederlande zwischen immerhin 40 bis 70 Prozent. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Zika-Epidemie Anfang 2016 offiziell zu einem globalen Notfall der öffentlichen Gesundheit erklärt. Zwar verläuft eine Infektion mit dem Zika-Virus bei den meisten Erwachsenen eher mild und ähnelt von den Symptomen her einer Grippe. Doch in einigen Fällen kann die Infektion das Guillain-Barré Syndrom (GBS) auslösen, eine akute Autoimmun-Erkrankung des Nervensystems. Dabei werden die Myelinscheiden der Nervenfasern vom Immunsystem angegriffen und zerstört. Stecken sich schwangere Frauen mit dem Zika-Virus an, kann ihr ungeborenes Kind zudem schwere Fehlbildungen von Schädel und Gehirn davontragen, die sogenannte Mikrozephalie. Weltweit arbeiten Forscher daher daran, eine Schutzimpfung gegen das Zika-Virus zu entwickeln. Erste Versuche, Antikörper gegen das eng verwandte Dengue-Fieber umzufunktionieren, erbrachten allerdings widersprüchliche Ergebnisse.

Eine Spritze – vollständiger Schutz

Rafael Larocca von der Harvard Medical School und seine Kollegen haben zwei andere Ansätze gewählt: Mit dem einen erzeugten sie einen Impfstoffkandidaten, der komplette, aber deaktivierte Zika-Viren eines Stammes aus Nordostbrasilien enthält. Ähnlich wie bei anderen klassischen Schutzimpfungen mobilisiert der Kontakt mit diesen toten Viren die Immunabwehr, ohne dass das Risiko für eine Infektion und Erkrankung besteht. Beim zweiten Impfstoffkandidaten handelt es sich um eine DNA-Vakzine. Dafür isolierten die Wissenschaftler die Virengene, die für die Produktion der Virenhülle und der Membran verantwortlich sind und bauten sie in Plasmide ein. Diese ringförmige DNA wird von den Zellen des Geimpften aufgenommen und ausgelesen, wodurch Proteine der Virenhülle und Membran entstehen. Sie dienen dann dem Immunsystem als Antigen, anhand dessen es künftig eindringende Zika-Viren erkennen und effektiv bekämpfen kann.

In Versuchen mit drei verschiedenen Mäusestämmen haben Larocca und seine Kollegen diese beiden Impfstoffe nun getestet. Dafür spritzten sie den Tieren eine Dosis der jeweiligen Vakzine intramuskulär und infizierten sie vier Wochen später mit dem Zika-Virus. Das Ergebnis: Bei keinem der geimpften Tiere konnte sich die Viren vermehren oder Krankheitssymptome hervorrufen, wie die Forscher berichten. Ein weiteres Indiz für die Wirksamkeit der Immunisierung war ein deutlicher Anstieg von zikaspezifischen Antikörpern im Blut der Tiere wenige Tage nach der Schutzimpfung. „Unsere Daten demonstrieren, dass schon eine einzige Immunisierung mit einer DNA-Vakzine oder einem abgetöteten Erreger bei Mäusen einen vollständigen Schutz gegen das Zika-Virus bietet“, konstatieren Larocca und seine Kollegen. „Das zeigt, dass ein Schutz gegen das Zika-Virus erzielt werden kann.“

Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht vieles dafür, dass diese Impfstoffe auch bei Menschen funktionieren könnte, auch wenn von der Maus zum Menschen noch einiges an Tests nötig ist. „Es ist schwer, die Ergebnisse der Impfstoffstudien bei Mäusen direkt auf eine potenzielle Effizienz beim Menschen hochzurechnen“, betonen sie. „Aber der in unserer Studie beobachtete robuste Schutz und das klare Immunkorrelat der Schutzwirkung deuten auf einen Pfad hin zu einem Zika-Impfstoff beim Menschen.“ Dafür spricht auch, dass die biotechnischen Verfahren und Plattformen dieser Impfstoffkandidaten bereits etabliert sind: Sie wurden in vergleichbaren Dosierungen schon eingesetzt, um Impfstoffe gegen andere Flaviviren wie das Westnil-Virus, Dengue-Viren oder von Zecken übertragenen Enzephalitis-Viren zu produzieren. „Zusammengenommen liefern unsere Ergebnisse Grund für substanziellen Optimismus dahingehend, dass die Entwicklung eines sicheren und effektiven Zika-Impfstoffs für den Menschen machbar ist“, schließen Larocca und seine Kollegen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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