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Gepfefferte Antibiotika-Alternative

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Gepfefferte Antibiotika-Alternative
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Der Brasilianische Pfefferbaum (Schinus terebinthifolia) ist in Amerika weit verbreitet. (Foto: Emory University)
Rote Beeren, die es in sich haben: Traditionelle Heiler nutzen die medizinische Wirkung des Brasilianischen Pfefferbaums schon lange – nun haben auch Forscher sein enormes Potenzial im Kampf gegen Antibiotika-resistente Erreger aufgezeigt. Interessanterweise töten die Wirkstoffe der Beeren die Bakterien nicht ab, sondern machen sie nur harmlos: Sie blockieren ihr Kommunikationssystem und halten sie dadurch davon ab, sich zu „radikalisieren“. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen ist dieses Wirkprinzip besonders vielversprechend.

Sie sind zweifellos Wunderwaffen der Medizin: Antibiotika haben schon Millionen von Menschen das Leben gerettet. Doch leider hat die Macht dieser Medikamente zu einer problematischen Hau-drauf-Mentalität geführt. Durch den massenweisen und oft auch unnötigen Einsatz haben einige Erreger Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika ausgebildet. Deshalb sind neue Wirkstoffe und alternative Wirkmechanismen gefragt. Die „Apotheke“ der Natur hat sich dabei als ideale Quelle herausgestellt. Die Grundlage der Suche nach neuen Wirkstoffen bildete häufig das Jahrhunderte alte Wissen traditioneller Heiler. So auch im aktuellen Fall.

Eine traditionelle Heilpflanze gibt Geheimnisse preis

„Traditionelle Heiler des Amazonas-Gebiets nutzen die Beeren des Brasilianischen Pfefferbaums schon seit Hunderte von Jahren, um Infektionen der Haut und weicher Gewebe zu behandeln“, sagt Cassandra Quave von der Emory University in Atlanta. Diesem Hinweis sind sie und ihre Kollegen durch detaillierte Analysen nachgegangen: „Wir haben die chemischen Bestandteile der Beeren auseinandergenommen und dann ihre Wirkung auf krankheitserregende Bakterien getestet, um den medizinischen Mechanismus dieser Pflanze aufzudecken“, erklärt Quave.

Die Forscher konnten zeigen, dass ein flavonreicher Auszug aus den Beeren die Bildung von Hautläsionen bei Mäusen hemmt, die mit dem gefürchteten Methicillin-resistenten Staphylococcus auereus (MRSA) infiziert sind. Dieser zu den  „Krankenhauskeimen“ gezählte Erreger kann beim Menschen lebensgefährliche Infektionen hervorrufen und lässt sich durch Antibiotika kaum mehr in Schach halten.

Mit blockierter Kommunikation gegen Resistenzen

Wie die Forscher herausfanden, beruht das Wirkprinzip des Extrakts nicht auf der Abtötung oder Hemmung der Bakterien wie bei Antibiotika. Es wird stattdessen ein Gen blockiert, das der Kommunikation unter den Bakterienzellen dient.. Durch diese Blockade können die Erreger gleichsam keine kollektiven „Angriffspläne“ mehr schmieden. „Die MRSA-Bakterien bilden dadurch keine Toxine mehr, die sie als Waffen verwenden, um Gewebe zu schädigen. Das Immunsystem des Körpers kann sie dadurch besser in Schach halten“, erklärt Quave.

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Genau in diesem „sanften“ Wirkprinzip liegt der große Vorteil, betonen die Forscher. Tötet man hingegen Bakterien mit für sie giftigen Wirkstoffen, kann dies zu Resistenzen führen: Einige mutierte  Bakterien überleben und vermehren sich dann. So züchtet man sich schließlich hartnäckige „Superbugs“ heran. Außerdem schädigen Antibiotika auch die „guten“ Bakterien in unserem Körper. Den Ergebnissen der Forscher zufolge ist das bei den Pfeffer-Wirkstoffen nicht der Fall: Die gesunde Hautflora der Mäuse litt unter der Behandlung nicht, zeigten die Untersuchungen.

Die Forscher loten nun das Potenzial der Wirkstoffe weiter aus, bevor es in die Phase der klinischen Tests gehen soll. Wie groß der Bedarf an neuen Medikamenten gegen bakterielle Erreger ist, verdeutlichen Zahlen: Schätzungen zufolge verursachen Antibiotika-resistente Infektionen mindestens 700.000 Todesfälle pro Jahr weltweit – Tendenz stark steigend: Ohne neue Verfahren könnten es in 30 Jahren 10 Millionen Todesfälle jährlich sein. Die Vereinten Nationen nannten im vergangenen Jahr Antibiotika-resistente Infektionen deshalb eine „grundlegende Bedrohung“ für globale Gesundheit und Sicherheit.

Quelle:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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