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Kritisch salzempfindliche Darmbakterien

Gesundheit|Medizin

Kritisch salzempfindliche Darmbakterien
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Lebenswichtig - aber in Maßen: Salz. (Foto: Sebalos/iStock)
Es verleiht dem Essen Pfiff und ist ein lebenswichtiger Nährstoff – doch beim Salz gibt es eindeutig ein zu viel des Guten, wie nun erneut eine Studie belegt: Zu viel Kochsalz beeinträchtigt bestimmte Milchsäurebakterien im Darm, zeigt die Untersuchung an Mäusen und Menschen. Dieser Effekt könnte zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen und Bluthochdruck beitragen, legen die Ergebnisse nahe. Supplementierte Milchsäurebakterien – Probiotika – scheinen sich günstig auszuwirken, so ein weiteres Resultat.

Gib mir mal das Salz! Natriumchlorid ist nicht nur schmackhaft – unser Körper braucht es auch: Es spielt eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt, das Nervensystem, die Verdauung und den Knochenaufbau des Menschen. Der entsprechende Bedarf beträgt etwa zwei bis drei Gramm täglich. Doch die meisten Menschen versorgen sich deutlich zu üppig. Nicht nur das bewusste Salzen von Speisen ist dafür verantwortlich, sondern auch der Verzehr von salzhaltigen Fertigprodukten. Viele Studien haben bereits Negativeffekte exzessiven Salzkonsums belegt – vor allem die steigernde Wirkung auf den Blutdruck wurde deutlich.

„Aber wie Salz die Bakterien im Darm beeinflusst, hat bisher niemand untersucht“, sagt Dominik Müller vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin. Der Hintergrund dazu: Die Bedeutung der Zusammensetzung der Darmflora bei verschiedensten Erkrankungen rückt immer stärker in den Fokus der Forschung. „Darmbakterien beeinflussen den Wirtsorganismus, außerdem ist im Darm das Immunsystem sehr aktiv“, betont Co-Autor Nicola Wilck in diesem Zusammenhang.

Den Darmbakterien sollte man es nicht versalzen

Im Rahmen ihrer Studie verabreichten die Forscher Mäusen drei Wochen lang vergleichsweise hohe Dosen Kochsalz mit der Nahrung. Um zu untersuchen, wie sich dies auf die Zusammensetzung der Bakterienarten im Darm der Nager auswirkte, analysierten sie die genetischen Spuren der Mikroben in den Exkrementen der Tiere. Vergleiche mit normal gefütterten Tieren zeigten: Eine bestimmte Art von Darmbakterien schien durch das Salz aus dem Verdauungstrakt der Versuchstiere verschwunden zu sein: Lactobacillus murinus.

Weiteren Untersuchungsergebnissen zufolge ging dieser Verlust mit einem Anstieg des Blutdrucks und der Zahl der sogenannten Th17-Helferzellen bei den Versuchstieren einher. Von diesen Immunzellen ist bekannt, dass sie mit Bluthochdruck und Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose in Verbindung stehen. Erhielten die Tiere jedoch probiotische Laktobazillen zusätzlich zur salzreichen Nahrung, nahm die Zahl der Th17-Helferzellen wieder ab und der Blutdruck sank, stellten die Forscher fest.

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Durch Pilotstudie bei Menschen bestätigt

Doch inwieweit lassen sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen? Auch dieser Frage sind die Forscher bereits experimentell nachgegangen. Sie untersuchten dazu die Bakteriengemeinschaften im Verdauungstrakt von zwölf gesunden Männern, die 14 Tage lang sechs zusätzliche Gramm Kochsalz täglich verzehrten. Die Probanden verdoppelten dadurch in etwa ihre gewohnte tägliche Salzzufuhr.

Wie die Forscher berichten, bestätigten die Ergebnisse dieses Pilotversuchs beim Menschen die Resultate bei den Nagern: Die Darmbakterien der Gattung Lactobacillus reagierten empfindlich auf die Erhöhung der Salzkonzentration. Die meisten Arten waren nach 14 Tagen verschwunden, zeigten die Analysen. Gleichzeitig ermittelten die Wissenschaftler, dass der Blutdruck und die Zahl der Th17-Helferzellen im Blut der Probanden angestiegen waren.

Nun wollen die Forscher am Ball bleiben: „Die Wechselwirkungen sollten genauer aufgeklärt werden“, so Müller: „Wir können nicht ausschließen, dass es andere salzempfindliche Bakterien gibt, die ähnlich wichtig sind.“ Auch die möglicherweise günstigen Wirkungen von Lactobacillus-Probiotika wollen die Forscher weiter ausloten:  „Wir planen eine Blutdruck-Studie mit menschlichen Probanden“, kündigt Wilck an.

Quellen:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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