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Plötzlicher Kindstod: Bloß keine Kissen

Gesundheit|Medizin

Plötzlicher Kindstod: Bloß keine Kissen
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Sieht eher karg aus, ist aber zum Besten des Babys (NIH/National Institute of Child Health and Human Development)
Abends lag der Säugling noch ruhig atmend in seinem Bettchen, am nächsten Morgen ist er tot – gestorben am Plötzlichen Kindstod. Dieses Schicksal trifft in Deutschland immerhin jedes Jahr mehrere hundert Babys. Was diese Todesfälle auslöst, ist noch immer nicht endgültig geklärt. Klar ist aber: Es gibt Risikofaktoren, die sich vermeiden lassen. Neben der Bauchlage sind dies vor allem Kissen, Felle, Decken und andere vermeintlich kuschelige Objekte im Babybett. Eine Studie von US-Forschern zeigt allerdings, dass die meisten Eltern dies offensichtlich nicht wissen: Mehr als die Hälfte der Säuglinge schläft in gefährlicher Umgebung.

Der Plötzliche Kindstod ist in Deutschland und anderen Industrienationen die häufigste Todesursache für Säuglinge unter einem Jahr. Besonders hoch ist das Risiko für Säuglinge zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat. Warum die Kinder im Schlaf sterben und woran genau ist unklar, selbst in der Autopsie lässt sich keine konkrete Ursache nachweisen. Schon in den 1990er Jahren zeigten Studien jedoch, dass es Risikofaktoren gibt, die den Kindstod begünstigen. So führt die früher beliebte Bauchlage der Babys besonders häufig zum Plötzlichen Kindstod. Seither wird daher empfohlen, Kinder zum Schlafen auf den Rücken zu legen und die meisten Eltern beherzigen dies auch, wie Carrie Shapiro-Mendoza von den Centers of Disease Control in Atlanta erklärt. Als Folge hat sich seither die Häufigkeit des Plötzlichen Kindstods in Deutschland und den USA um rund 80 Prozent verringert. Aber noch immer sterben etwa 0,04 Prozent der Babys daran. Woran das liegt und ob Eltern auch die die weiteren Vorbeugungsmaßnahmen gegen den Plötzlichen Kindstod kennen, haben Shapiro-Mendoza und ihre Kollegen nun untersucht.

Für ihre Studie werteten die Forscher Daten von fast 20.000 in den USA lebenden Müttern und Vätern aus. In jedem Jahr wurden dafür jeweils tausend frischgebackene Eltern in einem ausführlichen Telefoninterview befragt, unter anderem danach, wo ihr Kind schlief, wie das Bett des Kindes ausgestattet war und ob sie das Kind zum Schlafen auf den Rücken legten. Den aktuellen Empfehlungen nach sollte das Bett eines Säuglings am besten mit im Elternschlafzimmer stehen. Kissen, Felle, Kuscheltiere oder dicke Decken sind dabei tabu, denn sie erhöhen den Studien nach ebenfalls das Risiko für das Kind. Mediziner empfehlen stattdessen, die Babys in einen kleinen Schlafsack oder warmen Strampler zu stecken und ansonsten frei auf eine feste Matratze zu legen. Das klingt zwar eher spartanisch, ist aber zum Wohl des Kindes, wie die Forscher betonen.

Gut gemeint, falsch gehandelt

Doch wie die Auswertungen enthüllten, kennen viele Eltern diese Ratschläge nicht oder setzen sie zumindest nicht um: Immerhin noch rund die Hälfte der Säuglinge in der Studie wurden zum Schlafen in Bettchen mit Kissen oder anderen Kuschel-Beigaben gelegt. Viele Eltern nutzten auch Stillhilfen oder Seitenschläferkissen als seitliche Begrenzung des Baby-Nests. Ebenfalls beliebt, aber risikofördernd: Schaffelle als Schlafunterlage. „Die Eltern meinen es gut, aber sie verstehen nicht, dass Decken und Kissen das Risiko ihres Babys für den Plötzlichen Kindstod und versehentliches Ersticken erhöhen“, sagt Shapiro-Mendoza. Verständlich sei das durchaus: Das Kind soll es kuschelig und gemütlich haben. „Manchmal haben Verwandte ihnen weiche Decken für das Kind geschenkt und die Eltern fühlen sich verpflichtet, diese dann auch zu benutzen“, so die Forscherin.

Einen weiteren Grund fanden die Wissenschaftler, als sie untersuchten, wie Säuglinge in populären Eltern- und Frauenmagazinen abgebildet werden: Mehr als zwei Drittel der Aufnahmen zeigten Babys, die mit risikofördernden Kissen, Decken oder sonstigen Bettauflagen schliefen. „Wenn Eltern solche Bilder sehen, dann verstärkt das noch ihren Glauben, dass das der Norm entspricht und gut für das Kind ist“, sagen die Forscher. Aber genau das Gegenteil sei der Fall. Auch wenn es dem instinktiven Wunsch entspricht, dem Kind ein kuscheliges Nest bauen zu wollen – für seine Gesundheit im ersten Lebensjahr ist ein eher karges Bett besser.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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