Die einstigen Wunderwaffen des Menschen gegen Bakterien werden zunehmend stumpf: Durch den massiven Einsatz von Antibiotika haben einige Erreger multiple Resistenzen gegen diese Mittel ausgebildet – sie tragen Gene, die sie vor der Wirkung der Bakterienkiller schützen. Besonders berüchtigt ist dabei MRSA. Wenn dieser Erreger die Gelegenheit hat, sich im menschlichen Körper auszubreiten, droht Gesundheits- beziehungsweise sogar Lebensgefahr. Ob sich ein Patient mit dem Keim infiziert hat, müssen bisher vergleichsweise aufwendige und langwierige Laboruntersuchungen zeigen. Die drei neu entwickelten Ansätze könnten es nun dagegen ermöglichen, Patienten in Krankenhäusern routinemäßig auf MRSA zu testen. Auf diese Weise kann das Bakterium schnell erkannt und bekämpft werden.
Im Fokus der Forscher um Carsten Harms vom Bremerhavener Institut für Biologische Informationssysteme stand die Entwicklung vereinfachter Analytik. Bei dem ersten Verfahren handelt es sich um einen sogenannten multiplexen PCR-Test, der direkt vor Ort beispielsweise in den Krankenhäusern durchgeführt werden kann. Einem Patienten wird dazu von der Haut ein Abstrich genommen und binnen weniger als drei Stunden analysiert. Das Verfahren detektiert dabei den genetischen Fingerabdruck von MRSA – es reagiert gezielt auf die Resistenzgene des Keims. Das Forscherteam ist dadurch in der Lage, bis zu fünf verschiedene Subtypen des Erregers aufzuspüren.
„Wir haben gleich das Ergebnis!“
Ein zweites Konzept basiert auf einem sogenannten Lab-on-a-Chip System. Dabei wird ein Watteträger mit der Probe des Patienten in ein neuartiges Chip System platziert, auf dem sämtliche Laborprozesse auf kleinstem Raum automatisch und eigenständig ablaufen. Ein Analysegerät zeigt dann einen eventuellen Keimbefall in nur etwa 30 Minuten an. Diese Methode eignet sich daher hervorragend für den schnellen Einsatz bei Patienten, die beispielsweise in der Unfallchirurgie zur Operation vorbereitet werden, sagen die Forscher.
Testverfahren Nummer drei soll sogar noch fixer und einfacher als die beiden anderen sein: Es soll auf der Basis eines Teststreifens beruhen, wie er auch von den Schwangerschaftstests bekannt ist. Dieses System hat den Vorteil, dass es auch von wenig geschultem Personal angewendet werden kann und vorläufige Ergebnisse in kürzester Zeit vorliegen.
Alle drei Verfahren unterscheiden sich durch ihre Genauigkeit und Schnelligkeit, betonen die Wissenschaftler. Wo eine genaue Charakterisierung benötigt wird, könnte auf den genetischen Fingerabdruck und das Lab-on-a-Chip-Verfahren zurückgegriffen werden und wo es auf Schnelligkeit ankommt, könnte künftig das Teststreifensystem zur Verfügung stehen. Der nächste Schritt ist nun der Praxistest: „Wir freuen uns, dass wir zeitnah mit den Methoden einen Einsatztest in Kooperation mit Krankenhäusern durchführen können“, so Harms.
Quelle: Mitteilung der Hochschule Bremerhaven