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Folgt nach Ebola die Impfkrise?

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Folgt nach Ebola die Impfkrise?
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Credit: Thinkstock
Die Ebola-Epidemie in Westafrika hat viele Menschen krank gemacht und Tausende Todesopfer gefordert. Auch die öffentliche Gesundheitsversorgung in den betroffenen Ländern hat das Virus außer Gefecht gesetzt. So ist bedingt durch den dramatischen Ausnahmezustand eine Vielzahl von Kindern nicht gegen Masern und andere Infektionskrankheiten geimpft worden, berichten Forscher. Deshalb könnte nun eine zweite Krise drohen – wenn der Impfschutz in den betroffenen Regionen nicht schnell wieder hergestellt wird.

Über 21.000 Erkrankte, mehr als 8.400 Todesfälle – so lautet die verheerende Bilanz der Ebolafieber-Epidemie im westlichen Afrika, Stand Anfang dieses Jahres. Monatelang war das Leben nur auf die Bekämpfung des Virus ausgerichtet, der Alltag stillgelegt: Schulen blieben geschlossen, ebenso wie viele Gesundheitseinrichtungen. Selbst dort, wo lokale Gesundheitszentren trotz der Krise geöffnet waren, blieben die Menschen fern – aus Angst vor Ansteckung. Als Folge haben viele seit dem Beginn des Ausbruchs im Dezember 2013 keine routinemäßige Gesundheitsversorgung mehr erhalten. In Guinea, Liberia und Sierra Leone fehlt es Forschern zufolge deshalb insbesondere Kindern an wichtigen Impfungen gegen Masern und andere impfpräventive Krankheiten wie Polio und Tuberkulose.

Gerade Masernausbrüche sind jedoch nicht selten die ersten Nachwehen humanitärer Krisen und Zeichen einer angeschlagenen Gesundheitsversorgung. Sollte es in einer der betroffenen Regionen zu einem Ausbruch des hochaggressiven Erregers kommen, könnten sich fast zweimal so viele Menschen anstecken wie üblich und Tausende mehr sterben. Das berichten Wissenschaftler um Saki Takahashi von der Princeton Universität in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Science. Gerade jetzt, wo sich die Lage in den von Ebola gebeutelten Ländern etwas beruhigt, könnte dem Forscherteam zufolge eine zweite Gesundheitskrise nachfolgen.

Erhöhte Masernanfälligkeit

Für ihre Prognose, inwiefern das Masernrisiko durch das Aussetzen der Routineversorgung ansteigt, haben die Wissenschaftler Daten zu den Kinder-Impfquoten vor Beginn der Ebola-Epidemie ausgewertet. Von diesen Zahlen ausgehend, nahmen sie eine 75-prozentige Reduzierung der Impfraten während der Ebola-Krise an. Mit jedem Monat, in dem die öffentliche Gesundheitsversorgung lahmgelegt ist, steigt demnach die Zahl der nicht geimpften Kinder im Alter zwischen neun Monaten und fünf Jahren um etwa 20.000 an. Nach 18 Monaten könnte bei einem Masernausbruch die Anzahl der Erkrankten auf bis zu 227.000 springen, so die Schätzung. Zum Vergleich: In Zeiten vor Ebola hätte ein Ausbruch etwa 127.000 Infektionen verursacht.
Der Ebola-bedingte Zuwachs nicht geimpfter Kinder verstärkt einen ohnehin schon suboptimalen Trend: Zwar sind unter anderem durch die Impfprogramme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die gemeldeten Masernfälle in Guinea, Liberia und Sierra Leone in den vergangenen zwei Jahrzehnten insgesamt deutlich zurückgegangen. Doch in den letzten Jahren verzeichnen die drei Länder wieder eine zunehmende Masernanfälligkeit der Bevölkerung. Schuld sind Defizite bei den Impfroutinen. Alle drei Länder hatten aus diesem Grund Impfkampagnen geplant – doch dann kam Ebola.

Impfkampagnen Post-Ebola

Takahashi und seinen Kollegen zufolge geht es nun darum, diese Impfkampagnen so schnell wie möglich nachzuholen. Koordinierte Kampagnen in allen drei Ländern könnten mit einer einmaligen Maßnahme das durch Ebola verursachte Impfproblem relativ kostengünstig lösen. Das gelte sowohl für die Masern also auch für Polio, schreiben die Forscher.
Die Verbreitung typischer Kinderkrankheiten ist jedoch nicht die einzige oder schlimmste Konsequenz der Ebola-Epidemie. Auch die Versorgung von Malaria- und HIV-Patienten sei durch die Krise zum Beispiel negativ beeinflusst worden, betont das Team. Der Ebola-bedingte Anstieg des Infektionsrisikos für Masern, Polio und Co könne im Vergleich dazu jedoch recht einfach gelöst werden.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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