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Fischölkapseln gegen Schizophrenie

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Fischölkapseln gegen Schizophrenie
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Omega-3 Fettsäuren helfe auch gegen die Schizophrenie (Peangdao/ thinkstock)
Omega-3 Fettsäuren gelten als wahre Gesundmacher: Sie beugen Herzinfarkten vor, schützen die Gefäße und stärken das Gehirn. Jetzt haben Forscher eine weitere positive Wirkung dieser ungesättigten Fette nachgewiesen: Sie können sogar den Ausbruch einer Schizophrenie verhindern. In einer Langzeitstudie bewahrte eine zwölfwöchige Einnahme von Fischölkapseln junge, psychisch vorbelastete Patienten davor, in die manifeste Psychose abzugleiten. Auch die psychischen Symptome besserten sich merklich. Die Omega-3 Fettsäuren könnten damit eine schonende Alternative zu Psychopharmaka sein, meinen die Forscher.

Schizophrenie ist häufiger als man denkt: Etwa ein Prozent der Bevölkerung sind betroffen, allein in Deutschland gibt es rund 800.000 Schizophrenie-Kranke. Damit treten schizophrene Psychosen nach Angaben des Aktionsbündnisses seelische Gesundheit
immerhin fast genauso häufig auf wie ein insulinpflichtiger Diabetes. Typischerweise entwickelt sich die Schizophrenie schleichend und kündigt sich oft schon während der Pubertät mit bestimmten psychischen Symptomen an. „Dieses klinische Syndrom wird als mentaler Zustand mit hohem Schizophrenie-Risiko eingestuft“, erklären Paul Amminger von der University of Melbourne und seine Kollegen. Kommen im jungen Erwachsenenalter dann Faktoren wie genetische Veranlagung, psychosozialer Stress oder Drogenkonsum hinzu, bricht die Krankheit aus. Sie äußert sich in Wahnvorstellungen und Halluzinationen, aber auch in kognitiven Problemen und einer gestörten Selbstwahrnehmung. Bisher gibt es für diese Krankheit kein Heilmittel, Behandlungen unter anderem mit Psychopharmaka können die Symptome nur kontrollieren und abschwächen, wie die Forscher berichten.

Doch jetzt gibt es möglicherweise Hoffnung auf eine schonendere und wirksamere Behandlung – mit einem Naturstoff. Amminger und seine Kollegen haben in einer über sieben Jahre laufenden Langzeitstudie untersucht, ob und wie gut langkettige mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren den Ausbruch einer Schizophrenie bei Risikopatienten verhindern kann. An ihr nahmen 81 Teilnehmer im Alter von 13 bis 25 Jahren mit einer diagnostizierten Vorstufe der Schizophrenie teil. 41 dieser Probanden erhielten zwölf Wochen lang täglich eine Fischölkapsel mit 700 Milligramm Eicosapentaensäure und 480 Milligramm Docosahexaensäure. 40 weitere Probanden im gleichen psychischen Zustand bekamen stattdessen ein Placebo  – ohne dass sie oder die Experimentatoren wussten, wer was erhielt. Während der Einnahmezeit sowie ein halbes Jahr, ein Jahr und seine Jahre nach deren Ende wurde der psychische Zustand der Teilnehmer untersucht.

Eine Alternative zu Psychopharmaka?

Das Ergebnis fiel überraschend deutlich aus: In der Placebogruppe hatten 40 Prozent der Probanden innerhalb der sieben Jahre eine manifeste Schizophrenie entwickelt – dies entspricht etwa dem Durchschnitt. Bei den mit Omega-3-Fettsäuren Behandelten waren es jedoch nur 9,8 Prozent, wie die Forscher berichten. Auch die generellen psychischen Symptome und die Fähigkeit, im Alltag zu funktionieren, besserten sich: „Die Mehrheit der Teilenehmer aus der Omega-3-Gruppe hatte am Ende der Studienperiode einen Vollzeitjob, zeigte keine schweren funktionellen Einschränkungen und erlebte keine psychotischen Symptome mehr“, berichten Amminger und seine Kollegen. Bei denen, die dann doch eine Psychose entwickelten, geschah dies zudem sehr viel später als bei denen in der Placebogruppe.

„Dies ist unseres Wissens nach der erste Beleg dafür, dass eine Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren den Übergang zu einer voll ausgeprägten psychotischen Erkrankung verhindern kann“, konstatieren die Forscher. „Dies weckt Hoffnung, dass es Alternativen für eine Behandlung mit Psychopharmaka gibt.“ Noch ist nicht klar, wie genau die Omega-3-Fettsäuren wirken. Tierversuche deuten jedoch darauf hin, dass diese Antioxidantien positiv auf krankhafte Veränderungen in den neurochemischen Prozessen des Gehirns wirken. Bei der Schizophrenie finden diese vor allem während der Pubertät statt. „Unsere Ergebnisse sind konsistent mit der Vorstellung, dass eine Intervention während dieser kritischen Phase die Entwicklung umlenken kann“, so die Forscher. Noch müssen die Ergebnisse durch Studien mit einer  größeren Zahl von Teilnehmern bestätigt werden. Dennoch sehen die Forscher in den Omega-3-Fettsäuren eine gute Chance, junge Menschen mit einem hohen Schizophrenie-Risiko vor dem Abgleiten in die Psychose zu bewahren – und dies ohne Einsatz von Psychopharmaka und deren schwerwiegenden Nebenwirkungen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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