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Griechische Ausnahme

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Griechische Ausnahme
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Todesfälle durch Herzinfarkt nehmen in Europa ab - aber es gibt Ausnahmen. (Bild: Thinkstock)
Die gute Nachricht: In den letzten 30 Jahren haben sich die Todesfälle durch Herzinfarkt in Europa halbiert. Der Trend nach unten hält in den meisten Ländern an – obwohl Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und andere Risikofaktoren zunehmen. Das zeigt eine aktuelle Studie britischer Forscher. Demnach sterben auch in Deutschland heute 58 Prozent weniger Menschen an Herzkrankheiten als noch 1980. Die schlechte Nachricht: Es gibt besorgniserregende Ausnahmen, darunter ausgerechnet das ohnehin gebeutelte Griechenland. Dort hat die Zahl der Todesfälle durch Herzkrankheiten vor allem bei jüngeren Menschen sogar leicht zugenommen. Aber auch einige ehemalige Ostblockländer hinken dem positiven Trend hinterher. Schuld ist daran vor allem das Rauchen, wie die Wissenschaftler erklären. Sie schließen aber nicht aus, dass auch Übergewicht und Diabetes eine Rolle spielen.

Heute sterben dank der Fortschritte in der Medizin immer weniger Menschen an einem Herzinfarkt als noch vor einigen Jahrzehnten. Viele können gerettet werden oder erhalten eine Behandlung, noch bevor der Ernstfall eintritt. Zudem hat in vielen Ländern Europas die Zahl der Raucher abgenommen. Da das Rauchen die Gefäße und den Blutdruck negativ beeinflusst, gilt es als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall. „Trotzdem aber sind Herzerkrankungen in den meisten europäischen Ländern nach wie vor die Todesursache Nummer 1“, betonen Melanie Nichols und ihre Kollegen von der British Heart Foundation Health Promotion Research Group an der University of Oxford. Hinzu komme, dass Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes zugenommen haben. „Es besteht daher die Befürchtung, dass der aktuelle Trend zu mehr Übergewicht und Diabetes die positiven Effekte des abnehmenden Rauchens wieder aufhebt“, so die Forscher.

Ob es tatsächlich Anzeichen für eine solche Trendumkehr in jüngerer Zeit gibt, wollten die Wissenschaftler mit Hilfe ihrer Studie nun klären. Dafür werteten sie für jedes Land der EU die Mortalitätsdaten der Weltgesundheitsorganisation WHO der Jahre 1980 bis 2009 aus. Aus ihnen geht hervor, wie viele Menschen einer bestimmten Altersgruppe jeweils an Herzinfarkt oder einer ähnlichen Herzkrankheit gestorben sind. Innerhalb des 30-Jahreszeitraums verglichen die Forscher jeweils Fünf-Jahres-Abschnitte um herauszufinden, ob und wie sich der Trend im Laufe der Zeit verändert hat. Besonderes Augenmerk legten sie dabei auf die Altersgruppe unter 45 Jahren, da sich nach gängiger Annahme der Effekt von zunehmendem Übergewicht und Diabetes zuerst bei jüngeren Menschen bemerkbar machen müsste.

Trend ermutigend – Ausnahme Griechenland

Das Ergebnis: „In fast allen Ländern der EU sind die Todesfälle durch Herzkrankheiten in den letzten 30 Jahren stark zurückgegangen“, berichten Nichols und ihre Kollegen. Das gelte für Männer und für Frauen, wenn man alle Altersstufen zusammenfasse. Den stärksten Rückgang mit durchschnittlich vier Prozent weniger pro Jahr erlebten dabei Dänemark, Malta, die Niederlande, Schweden und Großbritannien. In Deutschland lag der Rückgang immerhin durchschnittlich bei minus 2,8 Prozent jährlich, im letzten Jahrzehnt sogar bei fünf Prozent. In diesen Ländern gebe es auch noch keine Anzeichen für eine Trendumkehr bei Jüngeren, sagen die Forscher.

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Anders dagegen in einigen ehemaligen Ostblockländern wie Litauen, Rumänien und Polen – und bei Griechenland: „Griechenland ist das einzige Land in der EU, in dem sowohl bei Männern als auch bei Frauen unter 45 Jahren die Todesfälle durch Herzkrankheiten zunehmen“, berichten die Wissenschaftler. Ein Grund könnte ihrer Ansicht nach das Rauchen sein: 2009 rauchten in Griechenland 42 Prozent der Erwachsenen, bei den Unter-45-Jährigen waren es sogar mehr als die Hälfte. Das sei der höchste Wert in der gesamten EU. Aber auch Übergewicht schließen die Forscher als mögliche Ursache nicht aus. Denn in Griechenland seien jüngsten Zahlen zufolge mehr Erwachsene und Kinder übergewichtig als in jedem anderen EU-Land.

Aber auch für den Rest der EU besteht nach Ansicht der Forscher noch kein Grund zur Entwarnung: Denn es könne durchaus sein, dass Herz- und Gefäßkrankheiten in den jüngeren Altersgruppen bereits wieder zunehmen. Weil diese bei jüngeren Erwachsenen oft noch rechtzeitig behandelt werden können, spiegelt sich das nur noch nicht in der Statistik der Todesursachen wider. „Aber es gibt bereits Belege aus Frankreich, nach denen seit 1995 immer mehr junge Frauen mit Herzinfarkt in Krankenhäuser eingewiesen werden“, berichten Nichols und ihre Kollegen. Sollte dies auch in den anderen Ländern Europas so sein, könnte sich der positive Trend bald wieder umkehren. „Es ist daher wichtig, dass wir uns weiterhin auf die Prävention konzentrieren und Programme zur Raucherentwöhnung, Diät und Bewegungsförderung beibehalten“, mahnen die Forscher.

Melanie Nichols (British Heart Foundation Health Promotion Research Group, University of Oxford) et al., European Heart Journal, doi: 10.1093/eurheartj/eht159 © wissenschaft.de – ===Nadja Podbregar
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