Die detaillierten Untersuchungen des Schädelfragments offenbarten Missbildungen in der Knochenstruktur. Es handelt sich um typische Folgen einer Anämie, berichten die Forscher um Manuel Domínguez-Rodrigo von der Universität Complutense in Madrid. Bei dieser Erkrankung kann das Blut weniger Sauerstoff transportieren. Tritt sie im frühkindlichen Alter auf, können sich Knochenstrukturen nicht richtig ausbilden, und es entstehen typische Dellen in der Schädeldecke.
Es gab nicht immer Fleisch
Die wahrscheinlichste Ursache für die Anämie des Kindes war den Forschern zufolge eine Unterversorgung mit Vitamin B12, dem eine bedeutende Rolle bei der Blutbildung zukommt. Vermutlich konnte das Kleinkind nicht genügend Vitamin B12 aufnehmen, weil es wenig Fleisch zu essen gab. Entweder bekam es selbst zu wenig tierische Kost, oder – falls es noch gestillt wurde – die Milch war zu arm an diesem Vitamin, weil der Mutter seit geraumer Zeit kein Fleisch zur Verfügung stand.
Andere Studien haben bereits dokumentiert, dass frühe Hominiden Fleisch gegessen haben. Ob es aber ein fester Bestandteil ihrer Ernährung war oder nur sporadisch konsumiert wurde, ist unklar. In den aktuellen Ergebnissen sehen die Forscher einen Hinweis auf die große Bedeutung fleischlicher Kost für die Hominiden. Der Organismus dieser Frühmenschen war offenbar so an tierische Kost angepasst, dass ein Fehlen dieser Nahrungsquelle zu Mangelerscheinungen führte, sagen Domínguez-Rodrigo und seine Kollegen.