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Manipuliertes Mücken-Leben

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Manipuliertes Mücken-Leben
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Die Stechmücke bei der Arbeit © CDC/James Gathany / Wikipedia
Stechmücken sind zwar weniger fruchtbar, aber dafür leben sie länger, wenn sie vom Erreger der Vogelmalaria befallen sind. Das ist das Ergebnis einer Studie französischer Forscher vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung. Das zeige, dass der Erreger die Mücken weitgehend eigennützig manipuliert – denn je länger die Mücken leben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Parasitenübertragung, schlussfolgern die Wissenschaftler.

Die Erreger der Malaria sind einzellige Parasiten, die von Stechmücken auf andere Tiere übertragen werden. Es gibt verschiedene Arten, die unterschiedliche Tiere infizieren. Die bekannteste ist Plasmodium falciparum, die die Malaria tropica beim Menschen hervorruft. Für ihre Studie wählten die Wissenschaftler um Julien Vézilier jedoch Plasmodium relictum aus, eine Variante, die vor allem Vögel befällt. Sie führten zwei verschiedene Versuche durch: Im ersten ging es nur darum, einen möglichen Einfluss auf die Lebenserwartung der Insekten zu untersuchen. Dazu gaben sie einer Mückengruppe infiziertes und der anderen ?sauberes? Blut als Nahrung. Anschließend zählten sie täglich die toten Mücken auf dem Käfigboden. Im zweiten Versuch bekamen die Mücken erneut infiziertes oder reines Blut. Dieses Mal beobachteten die Forscher neben der Sterblichkeit aber auch die Fruchtbarkeit der weiblichen Stechmücken, indem sie die Anzahl der gelegten Eier zählten.

Dabei stellte sich heraus: Mit Plasmodien infizierte Stechmückenweibchen hatten eine deutlich reduzierte Fruchtbarkeit im Vergleich zu gesunden Tieren. Dafür lebten sie aber deutlich länger. Die Wissenschaftler schließen daraus auf eine Art Neuverteilung der Energie zwischen Vermehrung und Überleben. Diese Neuverteilung wird von den Erregern hervorgerufen, da es für die Krankheitsverbreitung wichtig ist, dass die Mücken möglichst lange leben. Die Ressourcen dafür stehen ihnen zur Verfügung, weil sie weniger Energie für die Vermehrung aufwenden.

Für die Krankheitserreger sei es sehr wichtig, dass die Mücke lange lebt, führen die Forscher aus. Denn die Parasiten brauchen 10 bis 14 Tage Inkubationszeit. Das ist die Zeit zwischen der Infektion der Mücke und der Vermehrung des Parasiten. Außerdem: Je länger die Mücke umherfliegen kann, desto mehr Säugetiere kann sie stechen und desto größer ist die Chance, dass die Plasmodien auch tatsächlich übertragen werden. Denn erst wenn ein Tier mindestens zweimal von der Mücke gestochen wurde, können die Parasiten den neuen Wirt infizieren. Ein besseres Verständnis von Plasmodien, ihrer Wirkungsweise und Verbreitungsart kann auf lange Zeit gesehen helfen, auch die anderen Plasmodium-Arten besser zu kontrollieren und so neue Ansätze gegen Malaria zu finden, hoffen die Forscher.

Julien Vézilier (Centre national de la recherche scientifique) et al.: Proceedings of the Royal Society B; doi: 10.1098/rspb.2012.1394 © wissenschaft.de – Gesa Seidel
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