Immunzellen können die Haut nur vor Krankheitserregern schützen, wenn sie zuvor mit gutartigen Bakterien in Kontakt gekommen sind. Das legt jetzt eine Studie an Mäusen nahe. Bisher hatte man angenommen, die Schutzfunktion der sogenannten Hautflora beruhe nur auf einer Verdrängung schädlicher Mikroorganismen. Die aktuellen Ergebnisse weisen den harmlosen Hautbewohnern dagegen zusätzlich eine wichtige Rolle als Trainer des Immunsystems zu. Die entsprechenden Ergebnisse lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Menschen übertragen, sagen Yasmine Belkaid vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda und ihre Kollegen.
Die Forscher führten ihre Untersuchungen mit Mäusen durch, die völlig keimfrei waren: Durch spezielle Haltungsbedingungen lebten bei ihnen keine Mikroorganismen auf der Haut. Bei einem Teil dieser Versuchstiere bestrichen die Wissenschaftler die Haut mit einem harmlosen Hautbakterium (
Staphylococcus epidermidis), das auch beim Menschen ein typischer Vertreter der gesunden Hautflora ist. Anschließende Untersuchungen offenbarten dann, wie sich diese Besiedelung auf die Eigenschaften der Immunzellen in der Haut der Tiere auswirkte: Die Abwehrzellen bildeten spezielle Signalmoleküle, von denen bereits eine Rolle im Rahmen von Immunantworten bekannt ist. Bei weiterhin steril gehaltenen Versuchstieren waren die sogenannten T-Zellen dagegen nicht entsprechend ausgerüstet.
Hautbakterien machen Immunzellen fit für den Kampf
Um die Bedeutung dieses Unterschieds auf die Kampfkraft des Immunsystems zu testen, infizierten die Forscher die Haut der Versuchstiere mit einem Krankheitserreger namens Leishmania major. Es zeigte sich, dass das Immunsystem der steril gehaltenen Mäuse diesem Eindringling gegenüber hilflos war. Die Immunzellen der Haut der mit S. epidermidis-besiedelten Versuchstiere lösten dagegen eine wirksame Immunantwort aus und konnten den Erreger dadurch bezwingen.
Von Bakterien der menschlichen Darmflora sind bereits ähnliche immunstärkende Effekte aus früheren Studien bekannt. Vermutlich gibt es sowohl einige Gemeinsamkeiten als auch ein paar Unterschiede bei der Art wie die Mikroorganismen in beiden Körperbereichen das Immunsystem des Menschen beeinflussen, sagen die Wissenschaftler. ?Für viele Jahre lag der Fokus der Forschung auf den Darmbakterien ? jetzt ist die Hautflora dran?, sagt Co-Autorin Julie Segre vom National Human Genome Research Institute in Bethesda.
Yasmine Belkaid (National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda) et al.: Science, Doi:10.1126/science.1225152 © wissenschaft.de ?
Martin Vieweg