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Die Spuck-Impfung

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Die Spuck-Impfung
Spritzen könnten bei Impfungen bald Konkurrenz bekommen – und zwar von den Speicheldrüsen: Ein US-amerikanisches Forscherteam hat in Versuchen mit Mäusen entdeckt, dass das Immunsystem ähnlich wie bei einer herkömmlichen Impfung reagiert, wenn Viren über die Speicheldrüsen verabreicht werden. Dabei findet die Immunreaktion nicht nur in der Drüse selbst statt, sondern wird offenbar im gesamten Körper ausgelöst: Sowohl im Speichel als auch in anderen Schleimhautsekreten und sogar im Blutserum waren die Antikörper gegen die verabreichten Viren zu finden. Die Forscher hoffen, damit der Entwicklung einer neuartigen Schluckimpfung ein Stück näher gekommen zu sein. Sie könnte sich vor allem dort bewähren, wo die Erreger über die Schleimhäute in den Körper dringen. Allerdings müsste dazu noch getestet werden, ob auch inaktivierte Viren diesen Effekt hervorrufen – und ob das menschliche Immunsystem genauso reagiert wie das der Mäuse.

Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer Studie zwei Gruppen von Mäusen: Den Nagern der ersten Gruppe verabreichten sie direkt in die Speicheldrüse aktive Mäuse-Zytomegalieviren. Diese Krankheitserreger aus der Gruppe der Herpesviren lösten auch tatsächlich eine Immunantwort bei den Tieren aus: In den Speicheldrüsen der Mäuse bildeten sich vermehrt Zellen, die für die Produktion von Antikörpern verantwortlich sind. Die schützenden Eiweiße waren allerdings nicht nur in der Speicheldrüse zu finden: Auch in anderen Schleimhautsekreten und im Blutserum der Tiere konnten die Forscher Anzeichen einer Immunreaktion auf die Viren nachweisen.

Außerdem beobachtete Lucille London mit ihren Kollegen einige charakteristische Veränderungen der Speicheldrüse – ganz ähnlich, wie sie nach einer Immunisierung durch Impfstoff-Injektion in Lymphknoten zu beobachten sind. Der zweiten Nagergruppe verabreichten die Forscher inaktive Zytomegalieviren, die bei den Mäusen keine Infektion auslösen können. Diese Krankheitserreger riefen allerdings auch keine Reaktion in der Speicheldrüse hervor, wie die Wissenschaftler beobachteten.

Als die Wissenschaftler beide Mäuse-Gruppen zu einem späteren Zeitpunkt mit aktiven Viren konfrontierten, reagierten die Tiere unterschiedlich: Die Mäuse, die vorab mit dem aktiven Virus immunisiert worden waren, konnten die Erreger problemlos abwehren. Ihre mit dem inaktiven Virus geimpften Artgenossen fingen sich dagegen eine ausgeprägte Infektion ein.

Die Forschungsergebnisse geben laut den Forschern Hoffnung auf eine neue Impfvariante, bei der der Impfstoff über die Schleimhaut im Mund in die Speicheldrüsen und von dort aus in den gesamten Körper gelangt, wo er dann eine entsprechende Immunantwort auslöst. Möglicherweise ließe sich diese Strategie gegen ein breites Spektrum von Krankheitserregern einsetzen, spekulieren die Wissenschaftler. Dazu müssen sie allerdings erst noch testen, ob außer den aktiven Viren auch abgeschwächte oder teilweise inaktivierte Erreger eine Immunreaktion auslösen können – sonst käme der Ansatz für eine Impfung wohl kaum infrage.

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Lucille London (Stony Brook Universit, New York) et al: FASEB Journal, doi: 10.1096/fj.10-174656 fj.10-174656 dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede
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