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Übeltäter: Faule Stammzellen

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Übeltäter: Faule Stammzellen
US-Forscher sind der Ursache für den erblich bedingten Haarausfall auf die Spur gekommen, der typischerweise bei Männern auftritt: Die Stammzellen in der Kopfhaut von Glatzköpfigen entwickeln sich nicht weiter – und das hat zur Folge, dass der Nachschub an Haarfollikelzellen fehlt und der Haarwuchs ausbleibt. Das Team um den Hautarzt George Cotsarelis von der University of Pennsylvania war selbst überrascht von den Ergebnissen der Untersuchungen. Die Wissenschaftler hatten eigentlich erwartet, dass bei Glatzköpfigen die Zahl der Stammzellen in den Haarfollikeln verringert ist und dass es deshalb an Haar-Nachwuchs mangelt. Stattdessen fanden sie, dass die Stammzellen selbst gar nicht betroffen sind, sondern nur deren Weiterentwicklung beeinträchtigt zu sein scheint. Diese Ergebnisse könnten ganz neue Möglichkeiten für die Behandlung von Haarausfall eröffnen, schreiben Cotsarelis und seine Kollegen.

Der erblich bedingte Haarausfall – in der Fachsprache auch androgenetische Alopezie genannt – ist die häufigste Form des Haarausfalls: Etwa jeder zweite Mann ist betroffen, bei den Frauen ist es vor den Wechseljahren jede Zehnte, danach etwa jede Vierte. In diesen Fällen sind nicht Stress, falsche Ernährung oder andere Umweltfaktoren dafür verantwortlich, wenn die Haarpracht lichter wird. Es ist vielmehr Zusammenspiel verschiedener Gene, so dass die Veranlagung zur Glatze vererbt werden kann. Bei Männern bilden sich dann erst Geheimratsecken und Tonsur, während bei betroffenen Frauen eher entlang des Scheitels schüttere Stellen finden.

Obwohl so viele Menschen unter dieser Art des Haarausfalls leiden, sei das Problem wissenschaftlich noch sehr wenig untersucht worden, moniert Cotsarelis. Er und seine Kollegen analysierten daher nun die Kopfhaut von betroffenen Männern, die sich für eine Haartransplantation entschieden hatten. Sie verglichen jeweils ein Stück Haut von einer kahlen Stelle mit einem aus einem Bereich, in dem noch Haare sprossen. Dabei stellten sie fest, dass in den Haarbalgen von Glatzköpfigen sogenannte Vorläuferzellen fehlen, die sich aus den Stammzellen entwickeln. Da sie bei den Stammzellen selbst keine Unterschiede oder Auffälligkeiten fanden, liege es nahe, dass das Problem entsteht, weil sich die Stammzellen nicht spezialisieren und weiterentwickeln, schlussfolgern die Forscher.

Warum dies der Fall ist, wissen sie allerdings noch nicht. “Aber die Tatsache, dass die Zahl der Stammzellen in der Kopfhaut von Glatzköpfigen normal ist, lässt uns hoffen, dass man diese aktivieren kann”, so Cotsarelis. Er und seine Kollegen versuchen nun, ein entsprechendes Mittel zu finden, das direkt auf der Kopfhaut angewendet werden und so die volle Haarpracht wieder herstellen kann.

George Cotsarelis (University of Pennsylvania, Philadelphia) et al.: Journal of Clinical Investigation, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1172/JCI44478 dapd/wissenschaft.de ? Marianne Diehl
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