Abhilfe schaffen könnten Ersatzgelenke, die vor Ort im Körper wachsen. Bisher war dies jedoch nicht gelungen, weder mit Hilfe von gezüchteten noch von im Körper selbst gebildeten Stammzellen. Letzteres hat das Forscherteam um Jeremy Mao von der Columbia University in New York nun bei Kaninchen geschafft. Sie implantierten den Tieren zunächst einen Rohbau eines künstlichen Gelenks aus dem Struktureiweiß Kollagen. Dieser war mit einem Wachstumsfaktor versehen, also einem Protein, das unter anderem an der Übermittlung von Botschaften zwischen den Zellen sowie an Prozessen der Zellentwicklung beteiligt ist. Er veranlasste Stammzellen, an die beschädigte Stelle zu wandern und dort sowohl Knorpel als auch Knochenmasse mit den dazugehörigen Blutgefäßen zu bilden. Vier Wochen später konnte das selbstständig gebildete Gelenk das Körpergewicht der Kaninchen problemlos tragen und die Tiere bewegten sich wieder völlig normal.
„Es ist das erste Mal, dass ein komplettes Gelenk nachgebildet wurde und alle Bewegungsfunktionen wieder intakt sind“, sagt Studienautor Mao. Nach demselben Prinzip sei es in Zukunft auch möglich Knie-, Schulter-, Hüft- oder Fingergelenke direkt im Körper zu produzieren. Bis die Methode allerdings beim Menschen angewandt werden könne, sei noch ein langer Weg. Auch Patrick Warnke von der Bond University im australischen Gold Coast lobt in einem Kommentar die Ergebnisse der Studie, schränkt jedoch ein: „Nicht alle Patienten haben dieselben Fähigkeiten der Selbstregeneration“. Besonders bei älteren Patienten bestehe das Risiko einer sehr langen Bewegungsunfähigkeit, welche durch den Einbau eines künstlichen Gelenks deutlich verkürzt werde.