Wenn sich Rückstände von Tabakrauch auf alltäglichen Gegenständen ablagern, bringt dies auch für Nichtraucher Gefahr: Reagiert das Nikotin mit bestimmten Luftbestandteilen, entstehen krebserregende Stoffe, die unter anderem über die Haut aufgenommen werden. Das haben US-Forscher entdeckt, als sie Zellulose untersuchten, die sie zuvor Tabakrauch ausgesetzt hatten. Die gefährlichen Substanzen ? sogenannte Nitrosamine ? lauern auf allen Oberflächen in Raucherräumen und finden sich auch im Staub wieder. Kleine Kinder und Säuglinge sind den krebserregenden Stoffen deshalb besonders stark ausgesetzt.
Nichtraucher werden heute an vielen Orten vor Passivrauchen geschützt. Viele Kinder atmen jedoch im eigenen Zuhause täglich Tabakrauch ein. Die Wissenschaftler um Destaillats vom Lawrence Berkeley National Laboratory konnten nun zeigen, dass in Raucherhaushalten insbesondere Kleinkinder neben diesem sogenannten „second-hand smoke“ auch dem „third-hand smoke“ ausgesetzt sind: giftigen Nikotinablagerungen, die sie beim Krabbeln über Haut, Atmung und Mund aufnehmen.
Für ihre Untersuchung hielten die Wissenschaftler ein Zellulose-Substrat in nikotinhaltigen Wasserdampf. Darauf setzten sie die Zellulose salpetriger Säure aus, einem Luftschadstoff, der häufig in geschlossenen Räumen auftritt: Die Tabakrückstände regierten sofort mit der Säure und bildeten giftige Nitrosamine. In einem zweiten Versuch analysierten die Forscher die Innenausstattung zweier Lastwagen, in denen regelmäßig geraucht wurde. Auch hier entdeckten sie die gefährlichen Reaktionsprodukte.
Einige Nitrosamine lösen bei Tieren Mutationen aus und gelten als krebserregende Substanzen, erklären die Wissenschaftler. Um die Gefahr, die von diesen Stoffen ausgeht, besser einschätzen zu können, untersuchten die Forscher deren Stabilität: Zwei Stunden, nachdem sie einen geschlossenen Raum Tabakrauch ausgesetzt hatten, waren erst 50 Prozent der Nitrosamine abgebaut. Die Schadstoffe lagerten sich auf Oberflächen ab ? auch auf Kleidern und der Haut ? und zersetzten sich dort nur sehr langsam. Nitrosamine können über Nahrungsmittel in den menschlichen Körper gelangen, über die Atmung, wenn nikotinhaltiger Staub inhaliert wird und über Hautkontakt, warnen die Wissenschaftler.
Hugo Destaillats (Lawrence Berkeley National Laboratory, Berkeley) PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.0912820107 ddp/wissenschaft.de ? Regula Brassel