Ob Insekt oder Vogel: Um beim Fliegen die Richtung zu ändern, nutzen Flugkünstler mit ähnlichem Körperbau auch dieselbe Technik. Die Körpergröße spielt dabei keine Rolle. Das haben amerikanische Forscher herausgefunden, indem sie die Manövertechnik verschiedener Insekten, Vögel und Fledermäuse analysierten und miteinander verglichen. Aus den Ergebnissen entwickelten sie ein Flugmodell, das auf alle flugfähigen Tiere mit ähnlichem Körperbau zutrifft. Das Modell könne dazu beitragen, auch die Eigenschaften künstlicher Fluggeräte zu verbessern, berichten die Forscher um Tyson Hedrick von der Universität North Carolina in Chapel Hill.
In ihren Versuchen filmten die Forscher mit einer Hochgeschwindigkeitskamera die Flugmanöver eines Kolibris, eines Kakadus, einer Fledermaus und von vier verschiedenen Insektenarten. Anschließend ließen sie die Filme in Zeitlupe ablaufen und analysierten die Flügelbewegungen, während die Tiere im Flug nach links oder rechts manövrierten.
Alle Tiere wendeten die gleiche Technik an, stellten die Forscher fest: Zwar können die Tiere ihre Flügel nur synchron bewegen, doch die Stärke des Flügelschlags variierte. Bei einer Linkskurve ist bei der Abwärtsbewegung der Flügel der Flügelschlag auf der linken Seite stärker, bei der anschließenden Aufwärtsbewegung erhält hingegen der rechte Flügel mehr Schwung. Diese asymmetrische Bewegung, welche die Forscher als Flügel-Gegenmoment bezeichnen, erhöht die Stabilität des Flugmanövers und ermöglicht es den Tieren, langsam beizudrehen.
Wer schon einmal in einem Ruderboot gesessen hat, kennt diese Bewegung vielleicht. Denn auch im Boot sitzend ist es leicht möglich, beide Ruder gleichzeitig durchs Wasser zu ziehen, aber dabei einer Seite mehr Schwung zu verleihen als der anderen.
Science Bd. 324, Nr. 5924 S. 252 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht