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Sauer macht laut

Erde|Umwelt

Sauer macht laut
Die Zunahme von Kohlendioxid in der Atmosphäre könnte einen unerwarteten Nebeneffekt auf die Ozeane haben: Sie lässt Schall unter Wasser weitere Strecken reisen, haben US-Forscher errechnet. Das Treibhausgas führt dazu, dass die Meere saurer werden, und das wiederum beeinflusst die Ausbreitung des Schalls unter Wasser. Bis zum Jahr 2050 werden Schallwellen demnach um 70 Prozent weitere Strecken zurücklegen können als heute, hat das Team berechnet. Die bessere Weiterleitung von Geräuschen könnte auch das Verhalten von Meeressäugetieren und Fischen stören.

Durch die zunehmende Freisetzung von Kohlendioxid in die Erdatmosphäre wird nicht nur das Klima wärmer, auch die chemische Zusammensetzung des Meerwassers verändert sich. Es nimmt CO2 aus der Luft auf und wird dadurch saurer. Vorsichtige Schätzungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ergeben, dass der Säuregrad des Meerwassers bis 2050 um 0,3 pH-Einheiten zunehmen könnte.

Dadurch könnte sich auch die Reichweite von Tönen unter Wasser um bis zu 70 Prozent erhöhen, berechneten die Geophysiker um Keith Hester. Denn wenn sich Schall unter Wasser ausbreitet, regt es die Moleküle des Meerwassers zum Schwingen an. Dabei werden bestimmte Frequenzen vom Wasser sozusagen verschluckt, ein Effekt, der zwar chemisch noch nicht ganz verstanden ist, der jedoch stark vom pH-Wert des Wassers beeinflusst wird. Betroffen sind vor allem tiefe Töne, wie sie auch von Meeressäugetieren zur Verständigung benutzt werden, ergaben die Analysen der Forscher, denn diese Frequenzen werden von saurerem Wasser weniger gut absorbiert als von basischerem.

Eine solche Veränderung könnte verschiedene Konsequenzen haben. So verwenden Wale oder Robben Laute im tiefen Frequenzbereich, um Partner oder Nahrung zu finden. Auf der einen Seite könnten sie in Zukunft über weitere Entfernungen miteinander kommunizieren, auf der anderen Seite nehmen sie jedoch auch das Hintergrundrauschen im Meer stärker wahr, das von andere Tieren, aber auch von Schiffen und Industrieanlagen erzeugt wird.

Der von Menschen hervorgerufene Geräuschpegel im Meer hat durch die zunehmende Industrialisierung bereits in den vergangenen 50 Jahren dramatisch zugenommen, schreiben die Forscher. Auch ist in den vergangenen 250 Jahren der pH-Wert des Meeres bereits um etwa 0,1 gesunken. Eine weitere Zunahme des Säuregrads im Meer könnte sich zudem schädlich auf Korallen und andere Meeresorganismen auswirken, die an einen bestimmten pH-Wert gewöhnt sind.

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Keith Hester (Monterey Bay Aquarium Research Institute, Moss Landing) et al.: Geophysical Research Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1029/2008GL034913. ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein
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