Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Bees like it hot

Erde|Umwelt

Bees like it hot
13-07-31 Biene.jpg
Steht auf warme Mahlzeiten: Apis mellifera. (Thinkstock)
Wenn Bienen über eine Blumenwiese brummen, ist das für sie ähnlich wie für uns ein reichhaltiges Büffet: Man muss sich entscheiden, welchen Leckerbissen man bevorzugt. Bisher dachten Biologen, Bienen würden sich bei ihrer Wahl vor allem vom Zuckergehalt und der Zusammensetzung des Nektars leiten lassen. Doch es gibt offensichtlich noch zwei weitere Eigenschaften, die für die Insekten sehr wichtig sind, hat nun eine Forschergruppe aus Südafrika gezeigt: die Temperatur und die Viskosität des süßen Saftes.

Die Nektarsuche ist ganz schön anstrengend. Man muss fliegen, Blüten auswählen, den Nektar aufsaugen und dann, schwer beladen, wieder zum Stock zurückkehren. Dafür braucht es Energie – vor allem an kühlen Tagen, wenn die Außentemperaturen deutlich niedriger sind als die fürs Fliegen benötigte Körpertemperatur. Die gängige Möglichkeit, diese Energie zu gewinnen, ist das Verbrennen des Zuckers im eingesaugten Nektar.

Mehr Energie aus warmem Futter

Zumindest theoretisch gibt es aber auch noch eine zweite Möglichkeit: Die Bienen könnten davon profitieren, warmen Nektar zu schlürfen. Denn einige Blumen beherrschen die hohe Kunst, ihr Inneres aufzuheizen. Narzissen zum Beispiel schaffen es, dank Farbe und Bauplan ihren Nektar um bis zu acht Grad wärmer zu halten als die Umgebungstemperatur. Mit dem warmen Nektar würden die Bienen zudem sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mit steigender Temperatur nimmt nämlich die Zähigkeit oder Viskosität von Zuckerlösungen ab. Ist der Nektar also wärmer, ist er gleichzeitig auch flüssiger und lässt sich leichter und schneller einsaugen – das spart wiederum Energie.

Ob die Insekten jedoch tatsächlich wärmeren Nektar bevorzugen, war bisher nicht bekannt. Daher testeten Susan Nicolson von der Universität in Prätoria und ihre Kollegen die Vorlieben von zehn Bienenvölkern im Freiland, aber unter kontrollierten Bedingungen: Sie stellten in einem umzäunten Gebiet verschiedene Futterplätze auf, bei denen sie entweder die Temperatur oder, zur Kontrolle, die Viskosität der Flüssigkeit bei gleicher Temperatur variierten. Alle Versuche fanden im südafrikanischen Winter statt, in dem die Temperaturen zwischen 14 und 24 Grad lagen.

Anzeige

In Teil eins des Versuchs boten die Forscher Ostafrikanischen Hochlandbienen (Apis mellifera scutellata) 10-prozentige Zuckerlösungen an, die mit Hilfe von Heizbädern auf 20, 25, 30 und 35 Grad aufgeheizt worden waren. Sie zählten zum einen, wie viele Bienen welchen Futterplatz nutzten. Zum anderen fingen sie die Tiere nach dem Besuch ein und brachten sie durch leichten Druck auf den Körper dazu, das Zuckerwasser wieder hervorzuwürgen, um dessen genaue Menge bestimmen zu können. Das Ergebnis: Je wärmer die Lösung war, desto mehr trank die einzelne Biene – im Schnitt war es aus der 35-Grad-Schale etwa anderthalbmal so viel wie aus der 20-Grad-Schale. Zudem entschieden sich deutlich mehr Bienen eines Stockes für die wärmeren als für die kälteren Futterspender. Dadurch sammelte das Volk insgesamt 3,3-mal so viel warmen wie kalten Nektar. Am stärksten war diese Vorliebe übrigens  an kühleren Tagen ausgeprägt.

Je flüssiger, desto lieber

In Teil zwei wollten die Forscher testen, ob es eher der Energiegewinn durch die Wärme war, der die Bienen anzog, oder die Energieersparnis durch das leichtere Einsaugen des flüssigeren Nektars. Dazu versetzten sie eine 20-prozentige Zuckerlösung mit verschiedenen Mengen eines Vielfachzuckers, der Hydroxyethylcellulose. Dieser erhöht zwar die Viskosität, er ist für die Bienen aber keine Nährstoffquelle. Die angebotenen Lösungen entsprachen dabei der Zähflüssigkeit von 27,5-prozentigen, 31-prozentigen und 34,5-prozentigen Zuckerlösungen. Auch hier beobachtete das Team wieder eine klare Präferenz: Die Bienen entschieden sich häufiger für die flüssigeren Lösungen und tranken auch jeweils mehr davon – wieder etwa das Anderthalbfache der flüssigsten im Vergleich zur zähesten Lösung.

Die geringere Viskosität ist offenbar ein wesentlicher Faktor, der Bienen dazu bringt, wärmeren Nektar zu favorisieren, schlussfolgern die Forscher. Allerdings scheint es nicht der einzige zu sein, denn der Effekt der veränderten Viskosität war insgesamt kleiner als der der höheren Temperatur. Vor allem das „Weitersagen“ im Stock war bei den Viskositätstests weniger ausgeprägt als bei den Wärmetests, berichtet das Team. Vermutlich ist es also eine Kombination aus beidem: Die Wärmeenergie des warmen Nektars hilft, die Körpertemperatur vor allem an kühlen Tagen ausreichend hochzuhalten, und gleichzeitig lässt sich der Nektar schneller und mit weniger Energieaufwand einsaugen. Es könnte übrigens noch ein dritter Faktor eine Rolle spielen: die Menge und Qualität des Nektars. Ein wärmeres Inneres kann der Blüte unter Umständen nämlich dabei helfen, mehr Nektar zu produzieren – oder aber die Wärme sorgt für eine Konzentration der süßen Flüssigkeit, da sie mehr Wasser verdampfen lässt. Was im Endeffekt entscheidend für die Biene ist, wollen die Forscher als nächstes untersuchen.

Quelle:

© wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Selbst|or|ga|ni|sa|ti|on  〈f. 20〉 1 eigenständiges Organisieren (ohne Vorgaben von höheren od. staatlichen Instanzen) 2 〈Phys.; Chem.〉 Entstehung, Bildung aus sich selbst heraus (ohne Einwirkung von außen) … mehr

Gramm|äqui|va|lent  〈[–va–] n. 11; Zeichen: Val (früher)〉 in Gramm ausgedrückte Menge eines chemischen Stoffes, die sich mit einem Grammatom Wasserstoff verbindet od. ein Grammatom Wasserstoff in Verbindungen ersetzt

Ka|li|um|kar|bo|nat  〈n. 11; unz.; Chem.〉 Kaliumsalz der Kohlensäure; oV 〈fachsprachl.〉 Kaliumcarbonat; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige