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Was ein Affenklo verrät

Erde|Umwelt

Was ein Affenklo verrät
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Der Weißfuß-Wieselmaki ist nachtaktiv (Foto: Hajarimanitra Rambeloarivony)
Eigentlich sind die Weißfuß-Wieselmakis auf Madagaskar eher Einzelgänger. Trotzdem kommunizieren die Mitglieder der Lemurenart miteinander – und zwar über Latrinenbäume. Einzelne Bäume, auf denen alle Familienmitglieder ihre Notdurft verrichten, spielen eine wichtige Rolle für den sozialen Zusammenhalt der Familien, haben Forscher jetzt herausgefunden.

Dass die Weißfuß-Wieselmakis Latrinenbäume nutzen ist schon länger bekannt, warum sie das tun, nicht. Iris Dröscher, Doktorandin am Leibniz-Institut für Primatenforschung, hat sich deshalb für ihre Doktorarbeit vorgenommen, genau das zu erforschen. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts untersuchte sie Weißfuß-Wieselmakis in einem Reservat auf Madagaskar. 14 Tiere wurden mit Radiosendern markiert und über einen Zeitraum von einem Jahr an mehreren Tagen beobachtet. So entstanden mehr als 1000 Stunden Beobachtungsmaterial.

Kommunikation übers Klo

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sind für die Forscher teilweise überraschend, denn während sich einige Hypothesen zu den Hintergründen der Latrinennutzung bestätigten, konnten andere widerlegt werden. Die zentrale Aufgabe der Latrinenbäume scheint die Kommunikation unter Familienmitgliedern zusammen. Die nachtaktiven Weißfuß-Wieselmakis leben meistens als Familie – Männchen und Weibchen sowie deren Nachwuchs – auf einem bestimmten Gebiet zusammen. „Allerdings gehen sich die Familienmitglieder eigentlich aus dem Weg“, erklärt Iris Dröscher. „Sie essen nicht gemeinsam, schlafen in verschiedenen Bäumen und pflegen sich auch nichtgegenseitig das Fell. Nur um ihr Geschäft zu verrichten, nutzen alle denselben Baum.“

Das geschieht gewissermaßen von oben herab: Während der Lemur auf dem Baum sitzt, läuft Urin am Stamm hinunter, Kot fällt auf den Boden. Letzterer dient allerdings kaum zur Kommunikation – durch den Kot fremder Weißfuß-Wieselmaki-Familien, den die Forscher aus Versuchsgründen unter Latrinenbäumen platzierten, ließen sich die Tiere nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen riechen sie an Baumstämmen, an denen Urin herunter gelaufen ist. „Es ist eine Art, den Familienmitgliedern mitzuteilen: ‚Hier bin ich, ich bin schon länger hier und ich werde bleiben'“, erklärt Dröscher.

Keine Revier-Abgrenzung

Als andere Erklärung für die Latrinenbäume hatten die Forscher die Abgrenzung der Territorien vermutet. Die Lemuren könnten so ihr „Revier markieren“, wie es von anderen Tierarten bekannt ist. Diese Hypothese hat sich allerdings nicht bestätigt. Die Latrinenbäume befinden sich meistens in der Mitte der jeweiligen Territorien. „Für die Mitglieder anderer Familien sind die Bäume gar nicht zugänglich“, so Dröscher. „Die Abgrenzung geschieht also durch andere Mittel.“ Welche das sind, ist noch unklar. Eine mögliche Strategie sind Laute, die die Weißfuß-Wieselmakis ausstoßen. Dieser Ansatz ist bisher nur eine Vermutung, die Iris Dröscher aber in Zukunft gerne untersuchen würde. „Ich habe die Laute der Tiere ja aufgezeichnet“, sagt die Verhaltensbiologin. „Wenn man sich diese Aufzeichnungen genauer anschauen würde, könnte man herausfinden, wozu die Laute dienen.“

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Quelle:

© natur.de – Henrike Wiemker
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