Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Skurril: Mehr Kondition ohne Genitalien

Erde|Umwelt

Skurril: Mehr Kondition ohne Genitalien
spinneneunuch_1.jpg
Dieses Nephilengys malabarensis-Männchen (am Hinterleib des viel größeren Weibchens) konnte sich erfolgreich vor dem viel größeren Weibchen in Sicherheit bringen ? der Preis ist der Verlust seines Geschlechtsorgans (roter Pfeil).
Spinnenmännchen der Art Nephilengys malabarensis beißen sich während des Liebesakts die Genitalien ab. Die Selbstkastration ist nicht nur lebenserhaltend, sondern macht sie auch fitter.

Die Schwarze Witwe ist nicht die einzige Spinne, die sich den Gatten nach der Befruchtung zu Gemüte führt. Auch die nur fünf Millimeter großen Männchen der Seidenspinnenart Nephilengys malabarensis leben beim Liebesakt gefährlich: Nur 25 Prozent können sich rechtzeitig vor ihrer gefräßigen, bis zu 15 Millimeter großen Partnerin in Sicherheit bringen, wie ein internationales Forscherteam um Daiqin Li von der National University of Singapore und Simona Kralj-Fiser von der Slowenischen Akademie für Wissenschaft und Kunst in Ljubljana Anfang des Jahres in einer Studie veröffentlichte. Da das Geschlechtsorgan dabei normalerweise im Weibchen steckenbleibt, ist die Begattung dennoch gewährleistet.

Nach der Selbstverstümmelung fliehen die Spinnenmännchen keineswegs, sondern bleiben in der Nähe, um Rivalen davon abzuhalten, das Weibchen zu begatten. Die Wissenschaftler stellten fest: Je schwergewichtiger das verlorene Gemächt, desto effektiver ist die Verteidigung der Partnerin.

Eunuch schlägt Unversehrten

Um zu überprüfen, ob der Verlust des sogenannten Tasters Auswirkungen auf die körperliche Fitness von Nephilengys malabarensis hat, setzten Li und Kralj-Fiser sechs Halb-Eunuchen, neun Eunuchen und weitere neun unversehrte Exemplare einem Konditionstest aus. Mit einem Pinsel stupsten sie die Tiere an, wenn diese stehen blieben, und hielten die winzigen Achtbeiner so ständig in Bewegung. Sie beendeten den Test, wenn die Tiere auch nach fünfmaligem Anstupsen nicht mehr weiterliefen.

Anzeige

Das Ergebnis war eindeutig: Die Unversehrten hielten im Schnitt 16 Minuten lang durch, geschlagen von den Halbeunuchen mit 20 Minuten. Unangefochten waren die Exemplare, die ihr bestes Stück komplett verloren hatten: Fast 30 Minuten lang blieben sie im Schnitt in Bewegung ? sie legten also 80 Prozent mehr Ausdauer an den Tag als Artgenossen mit Geschlechtsorgan. Und tatsächlich scheint genau das entscheidend zu sein: Der Taster von Nephilengys malabarensis macht bis zu 10 Prozent des Körpergewichts aus. Die Selbstberaubung des gewichtigen Gemächts verleiht offenbar Ausdauer ? auf acht Beinen versteht sich.

Qi Qi Lee (National University of Singapore) et al.: Proceedings of the Royal Society, Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2012.0285 © wissenschaft.de ?Marion Martin
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Stu|den|ten|blu|me  〈f. 19; Bot.〉 Korbblütler mit gelben bis bräunlichen Blüten: Tagetes patulus; Sy Samtblume … mehr

Tan|gen|te  〈f. 19〉 1 〈Math.〉 Gerade, die eine Kurve in einem Punkt berührt 2 〈Mus.〉 Metallzunge am Ende einer Taste des Klavichords, die die Saiten zum Klingen bringt … mehr

Talk|run|de  〈[tk–] f. 19; TV〉 Gesprächsrunde im Fernsehen oder Radio, in der ein Moderator einen oder mehrere Gästen zu bestimmten Themen befragt [<engl. talk … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige