Mit einer speziellen Audio-Software analysierten sie anschließend die Aufnahmen. Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei den Tonfolgen mitnichten um profanes Quieken handelt, sondern um komplexen, zum Teil liederartigen Gesang. Und ähnlich wie bei Vögeln auch singt jede Maus ihre eigene Melodie, die anhand von vier Merkmalen identifiziert werden kann: Länge der Töne, Länge der Pausen zwischen den Tönen sowie hohe und tiefe Frequenzen. Neben diesem persönlichen akustischen Fingerabdruck konnten die Wissenschaftler außerdem anhand der Gesänge mit 90-prozentiger Sicherheit zuordnen, welche Mäuseriche miteinander verwandt waren.
Die Forscher glauben, dass die Weibchen so erkennen können, mit wem sie verwandt sind und wer als Partner in Frage kommt. Ob sie Männchen mit komplizierten Melodien attraktiver finden, wurde noch nicht untersucht.
Allerdings sind die Tonabfolgen der wilden Hausmäuse deutlich virtuoser und individueller als die von schon seit langem untersuchten Labormäusen. Das könne sowohl genetische Gründe haben, als auch mit der Sozialisierung zusammenhängen: Der Nachwuchs im Labor bekommt deutlich weniger Stimmen zu hören als Mäuse in freier Wildbahn. Zudem sind die akustischen Voraussetzungen sehr unterschiedlich.
Um die Bedingungen und Unterschiede der Gesänge genauer zu beleuchten, seien Studien mit größeren Stichproben nötig, so die Wissenschaftler. Zudem wollen sie herausfinden, warum etwa 20 Prozent der Mäuseriche ? ob aus dem Labor oder wilde Hausmäuse ? offenbar gar nicht singen.