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Kot macht Korallen tot

Erde|Umwelt

Kot macht Korallen tot
Menschliche Ausscheidungen können Korallen krank machen, wie US-Forscher jetzt in einem Riff in Florida entdeckt haben: Das Bakterium Serratia marcescens gelangt über die Abwässer ins Riff der Florida Keys und infiziert dort die karibische Elchgeweihkoralle. Der Übeltäter ist schon seit 2003 bekannt, doch haben Forscher um Kathryn Sutherland vom Rollins College in Florida und James Porter der University of Georgia erst jetzt zeigen können, dass der Mensch der Überträger der sogenannten weißen Pockenkrankheit ist.

Seit 2006 steht die gemeine Elchgeweihkoralle, Acropora palmata, auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten der USA. Grund dafür ist die weiße Pockenkrankheit, die für einen Rückgang des Bestands sorgt. Der Keim, der hinter der Krankheit steckt, kann beim Menschen zu Atemwegs-, Wund- und Harnwegsinfekten, sowie zu Hirnhaut- und Lungenentzündung führen. Betroffen sind vor allem Neugeborene und Menschen mit geschwächtem Immunsystem, die sich meist im Krankenhaus infizieren. Über die Abwässer gelangt das Bakterium allerdings auch ins Riff zu den Korallen, die ebenfalls erkranken.

Gefunden haben Forscher den Auslöser Serratia marcescens erstmals vor acht Jahren, bei einem Ausbruch der weißen Pockenkrankheit. Sie konnten den Keim sowohl auf der Elchgeweihkoralle identifizieren, als auch in der Massiven Sternchenkoralle Siderastrea siderea und der korallenfressenden Schnecke Coralliophila abbreviata. Doch wo genau die Wurzel allen Übels liegt, war bisher unklar. ?Wir konnten nur spekulieren, dass menschliche Ausscheidungen die Quelle des Krankheitserregers sind, weil das Bakterium auch in den Ausscheidungen anderer Tiere gefunden wurde?, erläutert Kathryn Sutherland.

Um diese These zu prüfen, sammelte die Biologin gemeinsam mit Kollegen des Rollins College in Florida und der University of Georgia gesunde Elchgeweihkorallen, Sternchenkorallen und Schnecken, um den Weg der Übertragung verfolgen zu können. Die wirbellosen Meerestiere wurden von den Forschern mit verschiedenen Erregerstämmen von Serratia marcescens infiziert, die in unbehandelten und durch Abwasseraufbereitungsanlagen behandelten Abwässern verabreicht wurden. Anschließend beobachteten die Biologen und Ökologen die Ausbreitung der Krankheit. Bereits nach vier bis zehn Tagen entwickelten die Korallen, die mit behandelten Abwässern in Berührung gekommen waren die typischen Symptome der weißen Pockenkrankheit: ausgeprägter Geruch des abgesonderten Schleims, der auch vermutlich für die folgende charakteristische Trübung des Aquariumwassers verantwortlich ist, sowie Blasenbildung um den infizierten Bereich und schließlich Ablösen des Gewebes von dem Korallenskelett.

Bei den unbehandelten Abwässern dagegen dauerte es 12 Tage, bis erste Symptome auftraten. Nur eine geringe Infektionsrate zeigte sich bei einer Übertragung durch die Schnecke C. abbreviata: Nur eine von drei Korallen, die mit der Schnecke in Berührung gekommen waren bildete nach 13 Tagen die Symptome.

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?Jetzt haben wir den definitiven Beweis, dass die Menschen die Quelle des Erregers sind, der diese verheerende Krankheit bei Korallen auslöst?, resümiert Sutherland.
Sie und ihre Kollegen konnten damit zum ersten Mal einen Übertragungsweg aufdecken, der umgekehrt zu dem üblichen Weg verläuft: Die Übertragung erfolgt nicht, wie etwa bei der Vogelgrippe, vom Tier zum Menschen, sondern vom Menschen zum Tier – in diesem speziellen Fall sogar von den Landbewohnern zu wirbellosen Meeresbewohnern.

Dieser Weg kann durch bestimmte Maßnahmen unterbrochen werden: In Key West finden derzeit Verbesserungen der Abwasseraufbereitungsanlagen statt.

Welche Faktoren zusätzlich noch eine Rolle bei dem Ausbruch der weißen Pockenkrankheit spielen könnten, wollen die Forscher in den kommenden Jahren untersuchen. Ihren Fokus legen Sutherland und ihre Kollegen dabei auf die Wasserqualität, die Klimaveränderung und die Bevölkerungsdichte der Menschen.

Sutherland, Porter and Lipp (Rollins College in Florida, University of Georgia) et al.: ?PLoS One?, doi:10.1371/journal.pone.0023468 wissenschaft.de ? Tabea Osthues
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