Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Richtungsweisende Nase

Erde|Umwelt

Richtungsweisende Nase
Haie nutzen zur präzisen Beutesuche den Abstand ihrer Nasenlöcher: Wittert der Raubfisch sein Opfer zuerst mit dem linken Nasenloch, schwimmt er auch in diese Richtung. Das haben US-Wissenschaftler herausgefunden, als sie Haie in einem Becken gezielt mit Geruchsimpulsen reizten. Ins Abseits gerät damit die Theorie, dass sich die Knorpelfische bei ihrer Jagd die Richtung einschlagen, in der die Konzentration der Geruchsmoleküle ihrer potenziellen Mahlzeit zunimmt. Die Ergebnisse liefern nicht nur neue Einsichten in die Evolutionsgeschichte der Haie, sondern könnten auch zur Entwicklung von geruchssensitiven Unterwasserrobotern beitragen, die beispielsweise Öllecks lokalisieren.

Haie besitzen einen besonders ausgeprägten Geruchssinn und orten zielsicher ihre nächste Mahlzeit. Wie es die Knorpelfische schaffen, so genau auf ihre Beute zuzusteuern, haben Jayne Gardiner und ihre Kollegen von der University of South Florida in Tampa nun an acht Exemplaren des Glatthais Mustelus canis in einem Experiment festgestellt. Dafür wurde jeweils ein hungriger Hai in einem Becken ausgesetzt und mit Geruchsimpulsen aus Düsen konfrontiert. Beobachtet wurden die Versuche mit einer Kamera über dem Becken. So konnten die Wissenschaftler genau beobachten, wie schnell der Hai auf die Stimulanz reagierte, indem er sich der jeweiligen Düse zuwandte. Dabei wurde auch genau der Winkel registriert, in dem die Geruchsfahne den Hai erreichte.

Es stellte sich heraus, dass die Haie kleine Unterschiede in der Zeitspanne erkennen, in der ein Beutegeruch ihre beiden auseinanderliegenden Nasenlöcher erreichen. Erreichen die Geruchsmoleküle zuerst das linke Nasenloch, wendet sich der Hai nach links. Die Raubfische können dabei Zeitunterschiede erkennen, die unter einer halben Sekunde liegen. Nimmt der Hai keine Verzögerung wahr oder liegt diese über einer Sekunde, entscheidet er offenbar nach dem Zufallsprinzip, in welche Richtung er schwimmt. Diese Willkür widerspricht der bisherigen Annahme, dass sich die Tiere an der Menge der Geruchsmoleküle und damit der Stärke des Signals orientieren. Hätten sich die Gerüche im Wasser erst einmal ausgebreitet, würden sich die Signale in ein nicht zu durchschauendes Chaos verwandeln, schreiben die Forscher.

Gardiner glaubt, dass die Ergebnisse auch Licht auf die Evolution der merkwürdig geformten Köpfe der Hammerhaie werfen: Aufgrund der größeren Entfernung der beiden Nasenlöcher seien die Hammerhaie möglicherweise dazu in der Lage, Gerüche aus einem sehr kleinen Winkel wahrzunehmen. Daher besäßen sie eine bessere olfaktorische Wahrnehmung als ihre Kollegen mit spitzen Schnauzen.

Darüber hinaus könnten die Ergebnisse zu einem Fortschritt auf einer ganz anderen Ebene führen. Unterwasserroboter sollen zukünftig Lecks ausmachen, aus denen beispielsweise Chemikalien oder Öl austreten. Die bislang entwickelten Roboter sind darauf programmiert, Moleküle aufgrund ihrer Konzentrationen im Wasser wahrzunehmen. Mit eher mageren Ergebnissen ? die Maschinen funktionierten in keinem Fall so gut wie ihre Vorbilder aus der Natur. Doch ausgestattet mit neuen Steuerungs-Algorithmen, basierend auf dem Hai-Prinzip, könnten geruchssensitive Roboter bessere Ergebnisse erzielen.

Anzeige
Jayne Gardiner (University of South Florida) et al.: Current Biology, Online-Veröffentlichung, doi:10.1016/j.cub.2010.04.053 ddp/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Schild|knor|pel  〈m. 5; Anat.〉 Teil des Knorpelgerüstes des Kehlkopfes, zwei Platten, die in der Mitte in einer winkeligen Rundung zusammenstoßen; bildet beim Mann den Adamsapfel: Cartilago thyreoidea

Flug|zeug|hal|le  〈f. 19〉 große Halle, in der Flugzeuge inspiziert u. repariert werden, Hangar

Pfei|ler  〈m. 3〉 1 frei stehende od. aus der Wand (Wand~) herausstehende Stütze von Decken, Gewölben, Trägern usw. mit meist rechteckigem Querschnitt 2 〈Bgb.〉 Teil einer Braunkohlenlagerstätte, der vorübergehend nicht abgebaut wird … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige